Vierzig Nonnen leben hier
im Stil der Observanz von Le Barroux. Die Schwestern absolvieren ihre
jährlichen Exerzitien. Noch größere Stille, kein Mensch weit und breit. An der
Pforte strenge Hinweise auf die Besonderheiten: „Die Schwestern empfangen keine
Besucher."
Heute Erneuerung der
Gelübde. Vom Nonnenchor ist nur ein Teil sichtbar, vor dem Altarraum hohe
Gitter. Mehr als bei Mönchen gilt hier die Klausur als Sperrbezirk. An den
Säulen und Wänden viele Engelmotive. Himmlisches Jerusalem.
Dann plötzlich näher
kommender Gesang, die Prozession der Gemeinschaft zieht in die Kirche ein.
Schwarzes Habit, weiße Schleier der Postulantinnen, die Äbtissin zuletzt, eine
Novizin schließt die Tür. Nach dem Ende der Litanei verlassen sie die Kirche in
umgekehrter Reihenfolge. Kein Blick für den Fremden im Seitenschiff.
Später kehrt eine junge
Schwester zurück, einsame Beterin im Chorgestühl. Vielleicht betet sie auch für
mich. Wie mag das sein, vierzig Frauenbiografien? Wohin mit den Leidenschaften?
Erinnerung an den Bernanos-Film „Die
Letzte am Schafott". Die Oberin sagt vor der Hinrichtung zur Jüngsten:
„Lass uns gehen, mein Kind."
(Ausschnitte von Freddy
Derwahl, Gottsucher, Was Menschen im Kloster suchen und finden)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen