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Freitag, 29. November 2013

Bald ist Advent (3)

Etwas von dieser religiösen Fülle haftet dem Worte „Ankunft" auch noch im täglichen Sprachgebrauch an und gibt ihm das Glänzende und Festliche, zuweilen auch Drohende und Fürchterliche, immer aber Überwältigende, das sich mit ihm verbindet.

Immer hat „Ankunft", mag es sich um das Kommen des Freundes oder des Feindes handeln, etwas Anspruchsvolles. Sie nimmt den Menschen für das Kommende in Anspruch und führt ihn so, indem sie ihn sich selbst und seiner Begrenzung entführt, einer höheren Stufe des Seins, der Vollendung seines menschlichen Wesens näher.

Im rein menschlichen Bereich gilt das vor allem von jener schauervollen Ankunft, die wir „Geburt" und „Tod" nennen. Wo ein Kind ankommt oder der Tod einen Menschen überkommt, da übt diese Ankunft den höchsten Anspruch auf den Menschen aus, reißt ihn zum wenigsten auf eine Zeitlang aus seinem beschränkten menschlichen Sein heraus und bringt ihn mit einer übergeordneten Macht in Berührung: dem Leben, das sich nach Gefallen schenkt und entzieht.

In einziger Weise aber bewirkt das die Ankunft im religiösen Sinne: die Gotteserscheinung. Hier bestimmt die Ankunft das ganze weitere Leben des Menschen, zu dem Gott kommt. Die Gottesankunft beansprucht den Menschen nicht auf eine Zeit, sondern für immer, nicht in einem Teil seiner Kräfte, sondern ganz. Das ist ihr zugleich Erschreckendes und Beglückendes. Sie ist das, was der Mensch am meisten fürchtet und am meisten sucht: der Raub, der Tod seines Ichs und ein neues Leben in Gott.

(Aemiliana Löhr, Das Herrenjahr)



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