Haben sie niemals etwas von den heroischen Opfern von Missionären gehört, die sich nicht ausschließlich um das Seelenheil der Heiden kümmerten, sondern die auch Hungrige speisten und Kranke pflegten (obwohl das erstere ein viel tieferes Interesse für ihre Mitmenschen verriet, als alle Sorge um deren irdische Wohlfahrt).
Haben diese Katholiken, die so begierig sind, die Vergangenheit der Kirche anzugreifen, nie etwas von der Tatsache gehört, daß die Spitäler von Ordensleuten „erfunden" worden sind und Jahrhunderte lang ausschließlich von ihnen besorgt wurden?
Haben sie nie gehört, daß sogar die montes pietatis von Ordensleuten eingeführt worden sind, oder daß der Orden der Trinitarier zu dem Zweck gegründet wurde, Christen zu befreien, die in der Gefangenschaft von Moslems waren?
Niemand, der ohne Vorurteile die Kirchengeschichte studiert, kann leugnen, daß alle, die wirklich das Christentum lebten, eine glühende und erhabene Liebe zu ihren Nächsten hatten und sogar zu ihren Feinden und Verfolgern. Ihre Liebe floß aus dem Wesen ihrer Heiligkeit, ihrer Umgestaltung in Christus. Sie stand immer im Zentrum der Lehre der Kirche. Diese Caritas war etwas vollkommen Neues, der heidnischen Welt Unbekanntes. Und es war gerade diese Liebe, die unzählige Heiden bekehrte.
Daß vielen Christen diese
Nächstenliebe fehlte, kann niemand leugnen. Aber war dies so, weil sie statt
dessen Gott liebten, oder weil sie schlechte
Christen waren und Gott nicht genügend liebten, weil sie nicht genug in
Christus umgestaltet waren, weil sie in der Tat mittelmäßige Christenwaren?
Die zweitausend Jahre christlicher Geschichte brachten einen Sturm der Nächstenliebe und heroische Taten der Liebe zu den Menschen hervor.
(Dietrich von Hildebrand, Das Trojanische Pferd in der Stadt Gottes, 310ff)
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