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Samstag, 2. November 2013

Auf die Friedhöfe gehen

Wir sollten unbedingt Friedhöfe besuchen.
 
Durch den Friedhofsbesuch, durch das ruhige, meist schweigende Gehen auf den Wegen zwischen den Gräbern der Verstorbenen, werden wir Teil des wirklichen Lebens und wenden uns damit ab, Teil einer Illusion, einer ganz anderen, irrealen, unsterblichen, immer jungen und sportlichen Welt zu sein.

Wir und unsere Städte sind nicht das Zentrum des Universums. Auch die Friedhöfe sind es nicht. Aber sie erinnern uns, dass wir einem anderen Ziel zugehen. Ein Spaziergang über den Friedhof, so wünsche ich uns allen, kann helfen, die Welt ohne Illusionen zu sehen. Das wird im Laufe der Zeit unvermeidlich. Denn unsere Realität ist brüchig, flüchtig und arm. Vielleicht erkennen wir das, vielleicht sehen wir dann unsere täglichen Probleme mit ganz anderen Augen.

Auch wenn wir die Hoffnung haben, dass unser Leben noch länger dauert oder vielleicht noch eine weitere Zugabe erhalten darf, auch wenn unsere Gesellschaft, heute besser als gestern, Krankheiten erkennen und behandeln kann, - es gibt eine Frist, der wir nicht entkommen können. Es ist eine tödliche Gewissheit: hier zu bleiben geht nur für eine begrenzte Zeit. Die letzte Wegstrecke unseres Lebens führt uns direkt vor die Friedhofstore. Dort harren wir, wie schon jetzt unsere Vorfahren, der Auferstehung, an die wir glauben. 



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