Man gibt ihm seine Kleider
wieder, und
das Kreuz wird ihm
gebracht.
„Gegrüßt, o Kreuz“ sagt
Jesus, „das ich so lange begehrt!“
Und du, o Christ. Betrachte
und erbebe!
O feierlicher Augenblick,
in dem Christus
Das erstemal das ewige
Kreuz umfaßt!
O Baum des Paradieses, an
diesem Tage erfüllt!
Betrachte, Sünder, und
sieh, wie weit es
deine Sünden gebracht
haben.
Kein Verbrechen gibt es
mehr, ohne dass
ein Gott darauf ist,
und kein Kreuz mehr ohne
Christus.
Wohl ist das Unglück des
Menschen groß,
aber wir dürfen nichts mehr
dagegen sagen,
denn Gott ruht darauf, er,
der nicht gekommen ist,
auszulegen,
sondern zu erfüllen, -
Jesus empfängt das Kreuz.
„Wir geben ihm Holz für
sein Brot“,
wie es beim Propheten
Jeremias heißt.
Ach, wie ist das Kreuz
lang, wie ungeheuer ist es und wie schwer!
Wie hart ist es! Wie starr!
Wie drückend das Gewicht
des unnützen Sünders!
Wie lang muss man es
tragen, Schritt für Schritt,
bis man darauf stirbt!
Und du willst das alles
alleine tragen, Jesus?
Mach nun auch mich geduldig
unter dem Holze,
von dem du willst, dass ich
es tragen soll.
Denn wir müssen
das Kreuz tragen,
ehe es uns trägt.
(Paul Claudel (1868-1955), Der
Kreuzweg
Übertragen von Klara Marie
Faßbinder, 1938)
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