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Sonntag, 6. April 2014

Wir haben dich gerichtet! - Kreuzweg, 1. Stat.

1. Station - Jesus wird zum Tode verurteilt

Nun ist es aus. Wir haben Gott gerichtet,
wir haben ihn zum Tode verurteilt.
Wir wollen Jesus Christus nicht mehr unter uns dulden,
er geniert uns.
Wir haben keinen andern König als den Cäsar,
kein anderes Gesetz als Blut und Gold.
Kreuzigt ihn doch, wenn ihr wollt, aber befreit uns von ihm!
Führt ihn doch weg! Was liegt uns daran.
Wenn es sein muss, so opfert ihn
und gebt uns den Barrabas!
Pilatus sitzt zu Gericht an dem Ort, der Gabbatha heißt.
„Hast du uns nichts zu sagen?“ fragt er.
Und Jesus antwortet nicht,
„Ich finde keine Schuld an diesem Menschen“, sagt Pilatus,
„aber, nun ja denn! Mag er sterben,
wenn euch so viel daran liegt. Ich geb‘ ihn euch. Ecce homo!“
Da steht er nun, 
die Krone auf dem Haupt, den Purpur auf dem Rücken.

Ein letztes Mal sind seine Augen auf uns gerichtet,
Augen voller Blut und Tränen.

Aber was können wir dafür?
Wir sind nicht in der Lage, ihn länger bei uns zu behalten.
Wie er ein Ärgernis für die Juden war, ist er für uns eine Torheit.
Übrigens ist der Richterspruch schon aufgeschrieben
auf hebräisch, lateinisch, griechisch. Nichts fehlt daran.

Und man sieht
die Menge – sie schreit,
den Richter – er wäscht sich die Hände.

(Paul Claudel (1868-1955), Der Kreuzweg
Übertragen von Klara Marie Faßbinder, 1938)


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