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Donnerstag, 17. April 2014

Bin ich es zu dem du sprichst? - Kreuzweg, 12. Stat.

12. Station - Jesus stirbt am Kreuz

Wohl hat er eben noch gelitten,
jetzt aber wird er sterben.
Leise bewegt sich das große Kreuz in der Nacht:
ein Gott atmet darauf.
Alles ist da.
Laßt nur das Werkzeug wirken,
das durch die Verbindung der zwei Naturen
unerschöpflich aus dem Born der Seele und des Leibes
und der hypostatischen Vereinigung
herauspreßt und herauszieht,
was nur an Leidensfähigkeit in ihm ist.

Er ist ganz allein wie Adam, als der im Paradiese war.
Für drei Stunden ist er allein und kostet,
von Gott verlassen, den Wein:
die unüberwindliche Unwissenheit der Menschen.

Er sinkt in sich zusammen, unser Gast;
seine Stirn neigt sich nach und nach.
Er sieht seine Mutter nicht mehr,
und sein Vater verlässt ihn.
Er kostet den Kelch,
langsam vergiftet ihn der Tod. -
Hattest du denn nicht genug an diesem bittern,
mit Wasser gemischten Wein,
dass du plötzlich dich aufrichtest und rufst:
mich dürstet?
Du hast Durst, o Herr?
Bin ich es, zu dem du sprichst?
Hast du mich denn noch nötig und meine Sünden?
Fehle ich dir noch,
bis alles vollbracht ist?

(Paul Claudel (1868-1955), Der Kreuzweg
Übertragen von Klara Marie Faßbinder, 1938)


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