Seiten dieses Blogs

Dienstag, 30. September 2014

(2/2) – Nachruf auf Michael Davies

(Fortsetzung)

Neben einem Buch über die Religionsfreiheit (The Second Vatican Council and Religious Liberty), in dem er nachweist, daß die Französische Revolution inzwischen in der Kirche hoffähig geworden ist, sei auch sein Werk Apologia pro Marcel Lefebvre genannt, das er den Mitgliedern der Priesterbrudersehaft St. Pius X. „in Respekt und Bewunderung" gewidmet hat. Da hatte er keine Berührungsängste - wie sie ja auch dem Präsidenten der Kommission Ecclcsia Dei Kardinal Castrillón Hoyos zum Glück fremd sind. Davies hat sogar einmal die Vermutung geäußert, der französische „Rebellenbischof" könne eines Tages kanonisiert werden ...
Daran, daß er innerhalb der „Amtskirche“ - dieser Begriff sei in Ermangelung eines besseren hier ausnahmsweise einmal verwandt - den besten Platz für seinen Kampf sah, gab es keinen Zweifel, auch wenn ihn gewisse Verlautbarungen aus Rom manchmal der Verzweiflung nahe brachten, die er dann aber mit seinem fröhlichen Lachen über die Torheit der Menschen verscheuchte. So war ihm das Bramabarsieren über die „Fruchte des Konzils“ eine stetige Quelle grimmigen Spotts.

In nicht wenigen Kampfschriften hat Michael Davies in kürzerer Form und mit griffigen Formulierungen auch die glaubenszerstörerischen Praktiken der nachkonziliaren Zeit angeprangert, so z.B. die Zelebration versus populum (Mass Facing the People - A Critique), und zuletzt noch in der UNA VOCE KORRESPONDENZ die Verbannung des Tabernakels vom Hauptaltar und selbst aus dem Altarraum. In einer kritischen und für uns schmerzlichen Untersuchung der Liturgiekonstitution, die wir mit Recht für unsere traditionstreue Haltung in Anspruch nehmen, hat er die „liturgischen Zeitbomben" ausfindig gemacht, die leider auch in diesem Dokument vorhanden sind (Liturgical Time Bombs in Vatican II - The Destruction of Catholic Paith Through Changes in Catholic Worship).
Ergreifend ist auch seine Schrift über den Aufstand in der Vendee, mit der er den heroischen Kämpfern gegen die atheistische Französische Revolution ein Denkmal gesetzt hat. Um ein Haar wäre der Aufstand geglückt. Aber auch so wurde die Monarchie wiederhergestellt, bis Napoleon sie erneut in seinen Hundert Tagen (ab März 1815) beseitigte, was prompt zum Wiederaufflammen des Widerstands führte. Die 20000 Mann, die er zur Niederschlagung in diese Provinz entsandte, fehlten ihm dann bei Waterloo, was, wie der Autor vermutet, ursächlich für seine endgültige Niederlage war.

Auch noch während seiner Erkrankung setzte Michael Davies seine unermüdliche Vortragstätigkeit fort, besonders in den Vereinigten Staaten. Bei den jährlichen vierzehntägigen Konferenzen des Dietrich-von-Hildebrand-Instituts in Gardone gehörten seine Beiträge zu den Höhepunkten. Auch bei den Tagungen der Una Voce Deutschland ergriff er gelegentlich das Wort. Unvergessen ist sein leidenschaftliches hintreten für die durch römische Zumutungen gedemütigte Petrusbruderschaft auf unserer Tagung in Köln im Jahre 1999, was ihm scharfen Tadel in Rom eintrug. Er fand die Behandlung von P. Bisig mit Recht schnöde.

Der Internationalen Föderation der Und Voce stand er mit großer Umsicht, mit Mut und Erfolg vor. Das brachte ihm die Zuneigung all ihrer Mitglieder ein. Wir hatten Gelegenheit, ihn bei seinen Interventionen und Demarchen gegenüber den Dikasterien des Hl. Stuhls zu begleiten, bei denen es um die Verteidigung der Tradition, den Erhalt des Erreichten und den Fortschritt in eine bessere Zukunft ging. Hohe Prälaten in Rom hinterläßt er als Freunde. Bei den oft nicht leichten Gesprächen verließ ihn nie sein Humor, der die Situation gelegentlich rettete. So bemerkte er gegenüber einem deutschen Kurienkardinal einmal, er wisse beim Betreten einer Kirche in Deutschland sofort, ob es sich um ein katholisches oder um ein lutherisches Gotteshaus handle - die lutherischen Kirchen sähen „katholischer“ aus als die katholischen Kirchen von heute!

Michael Davies war von einer glühenden Liebe zur Heiligen Römisch-Katholischen Kirche beseelt, die er aus freien Stücken gewählt hatte, wie seine Landsleute Henry Kardinal Newman und C. K. Chesterton vor ihm. Chesterton hat einmal bemerkt, die Katholiken seien die einzigen, die wüßten, was sie glaubten. Es erfüllte Michael Davies mit tiefem Gram, daß dies heute nicht mehr zutrifft. In der alten Messe sah er nicht nur den Garanten der Orthodoxie, er sagte auch, sie sei das Schönste auf dieser Welt. Für sie kämpfte er unter Aufbietung aller Kräfte. Trotz seiner schweren Erkrankung unterwarf er sich einem Terminkalender, der einen viel jüngeren Mann in die Knie gezwungen hätte - er brachte es auf 68 Jahre. Wie bei unserem Vorsitzenden seligen Angedenkens Albert Tinz konnte es auch von ihm heißen: „der Eifer um Dein Haus hat mich verzehrt.“ Unsere Anhänger mögen darum beten, daß er nun an der himmlischen Liturgie teilnehmen kann.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen