Neben einem Buch über die
Religionsfreiheit (The Second Vatican Council and Religious Liberty), in dem er
nachweist, daß die Französische Revolution inzwischen in der Kirche hoffähig
geworden ist, sei auch sein Werk Apologia pro Marcel Lefebvre genannt, das er
den Mitgliedern der Priesterbrudersehaft St. Pius X. „in Respekt und
Bewunderung" gewidmet hat. Da hatte er keine Berührungsängste - wie sie ja
auch dem Präsidenten der Kommission Ecclcsia Dei Kardinal Castrillón Hoyos zum
Glück fremd sind. Davies hat sogar einmal die Vermutung geäußert, der
französische „Rebellenbischof" könne eines Tages kanonisiert werden ...
Daran, daß er innerhalb
der „Amtskirche“ - dieser Begriff sei in Ermangelung eines besseren hier
ausnahmsweise einmal verwandt - den besten Platz für seinen Kampf sah, gab es
keinen Zweifel, auch wenn ihn gewisse Verlautbarungen aus Rom manchmal der
Verzweiflung nahe brachten, die er dann aber mit seinem fröhlichen Lachen über
die Torheit der Menschen verscheuchte. So war ihm das Bramabarsieren über die „Fruchte
des Konzils“ eine stetige Quelle grimmigen Spotts.
In nicht wenigen
Kampfschriften hat Michael Davies in kürzerer Form und mit griffigen
Formulierungen auch die glaubenszerstörerischen Praktiken der nachkonziliaren
Zeit angeprangert, so z.B. die Zelebration versus populum (Mass Facing the
People - A Critique), und zuletzt noch in der UNA VOCE KORRESPONDENZ die
Verbannung des Tabernakels vom Hauptaltar und selbst aus dem Altarraum. In
einer kritischen und für uns schmerzlichen Untersuchung der Liturgiekonstitution,
die wir mit Recht für unsere traditionstreue Haltung in Anspruch nehmen, hat er
die „liturgischen Zeitbomben" ausfindig gemacht, die leider auch in diesem
Dokument vorhanden sind (Liturgical Time Bombs in Vatican II - The Destruction
of Catholic Paith Through Changes in Catholic Worship).
Ergreifend ist auch seine
Schrift über den Aufstand in der Vendee, mit der er den heroischen Kämpfern
gegen die atheistische Französische Revolution ein Denkmal gesetzt hat. Um ein
Haar wäre der Aufstand geglückt. Aber auch so wurde die Monarchie
wiederhergestellt, bis Napoleon sie erneut in seinen Hundert Tagen (ab März
1815) beseitigte, was prompt zum Wiederaufflammen des Widerstands führte. Die
20000 Mann, die er zur Niederschlagung in diese Provinz entsandte, fehlten ihm
dann bei Waterloo, was, wie der Autor vermutet, ursächlich für seine endgültige
Niederlage war.
Auch noch während seiner
Erkrankung setzte Michael Davies seine unermüdliche Vortragstätigkeit fort, besonders
in den Vereinigten Staaten. Bei den jährlichen vierzehntägigen Konferenzen des
Dietrich-von-Hildebrand-Instituts in Gardone gehörten seine Beiträge zu den Höhepunkten.
Auch bei den Tagungen der Una Voce Deutschland ergriff er gelegentlich das
Wort. Unvergessen ist sein leidenschaftliches hintreten für die durch römische
Zumutungen gedemütigte Petrusbruderschaft auf unserer Tagung in Köln im Jahre
1999, was ihm scharfen Tadel in Rom eintrug. Er fand die Behandlung von P.
Bisig mit Recht schnöde.
Der Internationalen
Föderation der Und Voce stand er mit großer Umsicht, mit Mut und Erfolg vor.
Das brachte ihm die Zuneigung all ihrer Mitglieder ein. Wir hatten Gelegenheit,
ihn bei seinen Interventionen und Demarchen gegenüber den Dikasterien des Hl.
Stuhls zu begleiten, bei denen es um die Verteidigung der Tradition, den Erhalt
des Erreichten und den Fortschritt in eine bessere Zukunft ging. Hohe Prälaten
in Rom hinterläßt er als Freunde. Bei den oft nicht leichten Gesprächen verließ
ihn nie sein Humor, der die Situation gelegentlich rettete. So bemerkte er
gegenüber einem deutschen Kurienkardinal einmal, er wisse beim Betreten einer
Kirche in Deutschland sofort, ob es sich um ein katholisches oder um ein lutherisches
Gotteshaus handle - die lutherischen Kirchen sähen „katholischer“ aus als die
katholischen Kirchen von heute!
Michael Davies war von
einer glühenden Liebe zur Heiligen Römisch-Katholischen Kirche beseelt, die er
aus freien Stücken gewählt hatte, wie seine Landsleute Henry Kardinal Newman
und C. K. Chesterton vor ihm. Chesterton hat einmal bemerkt, die Katholiken
seien die einzigen, die wüßten, was sie glaubten. Es erfüllte Michael Davies
mit tiefem Gram, daß dies heute nicht mehr zutrifft. In der alten Messe sah er
nicht nur den Garanten der Orthodoxie, er sagte auch, sie sei das Schönste auf
dieser Welt. Für sie kämpfte er unter Aufbietung aller Kräfte. Trotz seiner
schweren Erkrankung unterwarf er sich einem Terminkalender, der einen viel jüngeren
Mann in die Knie gezwungen hätte - er brachte es auf 68 Jahre. Wie bei unserem
Vorsitzenden seligen Angedenkens Albert Tinz konnte es auch von ihm heißen:
„der Eifer um Dein Haus hat mich verzehrt.“ Unsere Anhänger mögen darum beten,
daß er nun an der himmlischen Liturgie teilnehmen kann.
Helmut Rückriegel
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