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Mittwoch, 20. Januar 2016

Neue Mönche auf Schiermonnikoog

Die Mönche der Trappistenabtei „O. L. Vrouw van Sion“ in Diepenveen nahe Deventer in Nordholland standen an einem entscheidenden Punkt ihrer Existenz. Die Wände des einst blühenden Kloster mit seinem großen Bauernhof und einer Käserei atmeten 125 Jahre Gebet und Gesang. Für die wenigen noch verbliebenen Mönche war es irgendwie sinnlos geworden, Gebäuden zu wohnen, die Ende des 19. Jahrhunderts für über 100 Mönche gebaut worden sind. Sie entschieden sich nach Jahren der Überlegungen und des Betens, etwas Neues zu wagen.


Letztes Läuten in der ehemaligen Abteikirche von Diepenveen

Am 30. Oktober 2015 erhielten sie aus Rom die Erlaubnis, dass sie ihr Kloster verkaufen durften. Damit war der Weg frei für den Umzug von zunächst vier Mönchen auf die Nordseeinsel Schiermonnikoog. Die ersten vier Mönche sind am 29. Dezember 2015 nach Schiermonnikoog aufgebrochen um für immer dort zu leben und zu beten, zunächst in einem Haus, das zuletzt als Friseursalon diente.

Schiermonnikoog ist eine Insel, die ihren Namen Mönchen verdankt, die vor einigen hundert Jahren dort siedelten. Was hier jetzt geschieht ist sicher ein einzigartiges Abenteuer. Ob das Vorhaben gelingen wird? Ob sich neben den geplanten und noch zu bauenden Klostergebäuden auch ein Gebäude aus lebendigen Steinen, aus Mönchen, errichten lässt? Die Situation der Kirche in den Niederlanden ist noch prekärer als in Deutschland. Bis der Bau des neuen Klosters bezugsfertig sein wird, werden noch Jahre vergehen.

Am letzten Sonntag im alten Jahr, am 27. Dezember 2015, wurde im niederländischen Fernsehen ein Dokumentarfilm über diese Trappistenmönche ausgestrahlt. Er trägt den Titel:


Der Film, mit wunderbaren Aufnahmen, sucht nach den tieferen Motivationen dieser Männer. Was treibt sie heute an, Mönch zu werden, sich den Anforderungen der modernen Gesellschaft zu entziehen? Was suchen sie an diesem kargen Dasein - ohne berufliche Perspektiven, ohne Beziehungen und Familie, ohne Autonomie und Freiheit, ohne sichtbaren Erfolg? Alles, was Mönche im Kloster finden ist eingebettet in den Klostermauern, der starren Hierarchie des Ordens, unterliegt einer strengen Tagesordnung von Gebet, Studium und Handarbeit. Geht die eigene Identität durch die Einheitlichkeit der klösterlichen Gewohnheiten verloren?

Die „Rückkehr“ der Mönche auf die Insel Schiermonnikoog wird die Brüder verändern. Es wird vor allem viel einsamer werden um sie. Sie werden nicht mehr so stark belastet von den vielfältigen „Erhaltungsarbeiten“ in ihrem alten Kloster. Ihr einsames Leben und ihr Gebet wird zu füllen sein oder ausgehalten werden müssen. Leere, scheinbare Nutzlosigkeit, wird sie in ihrer Existenz und in ihrem Glauben herausfordern.
Wenn es Gott gefällt, bringt ihr Mönchsleben reiche Frucht.




Am Fährhafen




1 Kommentar:

  1. Bemerkenswert! Als großer Freund der benachbarten Insel Ameland habe ich mich häufig schon gewundert, dass es auf keiner Insel in Deutschland und den Niederlanden noch ein klassisches Mönchskloster gibt. Aus der Geschichte weiß ich, dass es nur auf Ameland über Jahrhunderte noch eine katholische Gemeinde gibt. Schade, dass sie sich nicht für Ameland entschieden haben - aber andererseits ist Schiermonnikoog natürlich ruhiger als die Kinderferieninsel. Es wird ein schwieriger Neuanfang, weil ich auch um die Schwierigkeiten der Clemensgemeinde auf Ameland weiß. Aber ich werde sicher einmal nach den Mönchen "schauen". Möge Gottes reicher Segen den Neuanfang begleiten. Meine Aufmerksamkeit und mein Gebet haben sie!

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