Aus einer katholischen Predigt
und passend zum Fest der Bekehrung des Apostels Paulus:
Ein Kurzvideo des Papstes, das am 6. Januar in sieben
Sprachen veröffentlicht wurde und in dem er um Gebet bittet für den
interreligiösen Dialog: Nacheinander werden eine Jüdin, ein katholischer
Priester, ein Moslem und ein Buddhist gezeigt. Die Jüdin sagt: „Ich glaube an
Gott!“, der kath. Priester sagt: „Ich glaube an Christus!“, der Moslem sagt: „Ich
glaube an Allah!“, der Buddhist sagt: „Ich glaube an Buddha!“. Dann erklärt
jeder einzeln vor der Kamera: „Ich glaube an die Liebe.“ Anschließend
erscheinen vier Hände, die zusammengeführt werden: eine mit dem Jesuskind, eine
mit einer Buddha-Statue, eine mit einem jüdischen Leuchter und eine mit einer
muslimischen Gebetskette. Dann wird zum Abschluß ein persönliches Statement des
Papstes eingeblendet, das in der zentralen Aussage gipfelt: „Wir alle sind
Kinder Gottes!“
Die Hl. Schrift spricht keineswegs allen irgendwie gläubigen
Menschen unterschiedslos die Gotteskindschaft zu. Der Empfang dieses
unverdienbaren Geschenks macht das Wort Gottes von der Annahme des
menschgewordenen Sohnes Gottes abhängig. Schon im ersten Kapitel des
Johannes-Evangeliums wird dies mit aller Deutlichkeit ausgesagt, wo von der
Menschwerdung Gottes die Rede ist: „Er war in der Welt und die Welt ist durch
Ihn geworden. Allein die Welt hat Ihn nicht erkannt. Er kam in Sein Eigentum,
doch die Seinigen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die Ihn aufnahmen, gab Er
Macht, Kinder Gottes zu werden“ (Joh 1,13).
Woran entscheidet sich, ob man dieses Geschenk empfängt?:
von der Annahme Jesu Christi. - Dementsprechend verspricht unser Herr jenen, die an Seine
Gottessohnschaft glauben und die Taufe im Namen der heiligsten Dreifaltigkeit
empfangen, das Heil: „Wer (meinem Wort) glaubt und sich taufen läßt, der wir
gerettet werden“ (Mk 16,15). „Wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden!“ (Mk
16,16) - und was anderes ist die Verdammnis als die Verweigerung Gottes, diesen
Menschen als Kind anzunehmen und im himmlischen Vaterhaus wohnen zu lassen.
Daraus resultiert, dass nicht der interreligiöse Dialog die Aufgabe ist, die
Christus Seiner Kirche anvertraut hat, sondern die Mission, die Predigt der
Wahrheit, auf daß alle zum glauben an Jesus Christus kommen: „Wer an den Sohn
glaubt, hat das ewige Leben; wer aber dem Sohne nicht glaubt, wird das Leben
nicht sehen, sondern Gottes Zorn lastet auf ihm“ (Joh. 3,35).
Aus diesem Grund ist es eine Zumutung, Katholiken um Gebet
für den interreligiösen Dialog zu bitten, wenn das Ziel des Dialogs nicht klar
die Erwärmung dieser Menschen für die ewige Wahrheit, für Jesus Christus ist.
Wie die Schlußszene des Films zeigt, ist dies aber keineswegs die Absicht des
Papstes: das Jesuskind - der menschgewordene Sohn Gottes - wird in eine Reihe
gesetzt mit Symbolen für die verschiedenen Götzen. – Aber warum kann es keine
Gotteskindschaft außerhalb von Jesus Christus geben?
Der zentrale Gedanke in der geistlichen Lehre des
herausragenden Benediktinermönchs Dom Columba Marmion war, dass die
Gotteskindschaft dem Menschen nur zuteil wird durch Teilnahme an der Sohnschaft
Christi dem Vater gegenüber. Er kann sich dazu auf den hl. Paulus berufen, der
im Römerbrief schreibt: „Wir sind Kinder Gottes. Wenn aber Kinder, dann auch
Erben, Erben Gottes und Miterben Christi“ (Röm 8,16). - Das letzte Wort ist
hier das entscheidende: Wir sind als Kinder Erben Gottes und zwar in der
Eigenschaft als Miterben Christi, d.h.: wir sind es nur in Gemeinschaft mit
ihm.
Hier einige Unterweisungen Dom Marmions, die geeignet sind,
Licht in die Verwirrung zu bringen, die durch das päpstliche Video
hervorgerufen wurde. Er schreibt (zitiert aus: Die geistliche Lehre Dom
Marmions" von Marie-Michel Philipon OP, Herder 1955: „Unsere ganze
Heiligkeit besteht darin, das aus Gnade zu werden, was Jesus Christus von Natur
aus ist, nämlich Kind Gottes.“ Wie gelangt man dazuhin? Er antwortet: „Die
Quelle dieser Kindschaft ist der Glaube an Jesus Christus und das Sakrament
dieses Glaubens ist die Taufe.“ - Das entspricht ganz dem Missionsauftrag
Christi. Dann beschreibt er, wie dieser Glaube sein muß: „Dieser Glaube an
Jesus Christus ist nicht die bloße theoretische Annahme seiner Gottheit, es ist
ein praktischer Glaube, der uns in Anbetung zu seinen Füßen niederwirft.“ - Dom
Marmion weiter: „Es ist ein Glaube, der sich in der Hoffnung und in der Liebe
weiterentfaltet, der immer mehr zunimmt, bis Jesus das Leben und die einzige
Quelle unseres Tuns wird.“ Und dann zitiert er Paulus: „Ich lebe - nein, nicht
mehr ich, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20). Wie teilt uns Jesus
Christus nun sein göttliches Leben mit? Dom Marmion antwortet: „Er teilt es uns
mit, indem er uns, sich selber gleich, zu Kindern Gottes macht. Wenn Jesus der
Tempel der Gottheit ist, voll der Gaben des Heiligen Geistes, wenn er der
Heilige der Heiligen ist, dann ist seine göttliche Sohnschaft die Quelle von
allem!“
Wir empfangen also auch die Gnade der Gotteskindschaft nicht
direkt vom Vater, sondern nur durch Vermittlung des Sohnes. So betont es der hl.
Paulus im Epheserbrief: 'Er (der Vater) hat uns durch Jesus Christus zur
Kindschaft in ihm vorherbestimmt' (Eph 1,5). Durch diese Kindschaft hören wir
auf, 'Fremde und Beisassen' (Eph 2,19) zu sein, wir werden 'Gotteserben und
Miterben Christi' (Röm 8,17)."
Dom Marmion zieht die Schlußfolgerung: „Dieses göttliche
Leben ... steigt vom ewigen Vater durch Jesus Christus auf uns herab. 'Denn wie
der Vater das Leben in sich selbst hat, so hat er auch dem Sohn verliehen, das
Leben in sich selbst zu haben' (Joh 5,26). 'Und von Seiner Fülle haben wir alle
empfangen' (Joh 1,16) - auch die Gnade der Gotteskindschaft.“ Wenn alle Kinder
Gottes sind, wie kann dann die Kirche noch Mutter sein?
Es gibt aber noch einen weiteren Blickwinkel, unter dem man
die Frage betrachten muß, nämlich von der Kirche her. Mit der Aussage, „ob
Christen, Juden, Buddhisten oder Moslems, wir alle sind Kinder Gottes“ - wird
die Notwendigkeit der Kirche als „Mutter des Heils“ in Frage stellt.
In der Osternachtliturgie ist es alles beherrschende
Gedanke, dass die Kirche als Braut Christi „Mutter“ ist: Sie gebiert die
Menschen aus dem Schoß des Taufbrunnens zum Leben der heiligmachenden Gnade als
Kinder Gottes, so heißt es in dieser wunderbaren Liturgie, die der Höhepunkt
des Kirchenjahres ist.
Wer lapidar die Botschaft aussendet, alle Menschen der
verschiedenen Weltreligionen seien Kinder Gottes, der leugnet, dass die Kirche
die Mutter ist, die zur Gotteskindschaft gebiert. Und das ist etwas sehr
schwerwiegendes. Kann man seine Mutter in ihrer Würde tiefer verletzten, als
ihr zu sagen: „Du hast mich nicht geboren; wir alle sind Kinder Gottes auch
ohne die Taufe!“ - Wer unabhängig von Christus und der Kirche allen irgendwie
gläubigen Menschen die Gotteskindschaft zuspricht, macht der Mutter Kirche
genau diesen Vorwurf. Und damit wird auch die Würde Mariens angegriffen, denn
sie verkörpert als Mittlerin aller Gnaden - und eben auch der Gnade der
Gotteskindschaft - die Kirche als Mutter. Sie ist doch die neue Eva, die neue
Mutter aller Lebenden, ohne die kein Mensch von der Erbsünde befreit die Gnade
der Gotteskindschaft zurück erlangt hätte.
Darum muß man auch diese Folgerung aus der Irrlehre
bedenken: Wenn ein Katholik allen Menschen auch ohne Taufe die Gotteskindschaft
zuspricht, so verleugnet er seine eigene Mutter, die ihn in übernatürlicher
Hinsicht geboren hat! - Was wird Christus von einem solchen Menschen denken,
der Seine Braut, die Er über alles liebt, derart geringschätzig behandelt, als
hätte Er sie nicht dazu erhoben, die „glückliche Himmelspforte“ zu sein, die
"felix coeli porta", für alle, die an Seinem Namen glauben?
„Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben; wer aber dem
Sohne nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern Gottes Zorn lastet auf
ihm“ (Joh. 3,35).
Christen, Juden, Buddhisten oder Moslems, sind wir alle Kinder Gottes? Eine Synkretistische Idee, und wir werden es nicht zustimmen!
AntwortenLöschen