Seiten dieses Blogs

Freitag, 22. Januar 2016

Römisches Tagebuch 1866-1871 - Buchbesprechung


Römisches Tagebuch 1866-1871 von Johann Baptist Olav Fallize

Eine Buchbesprechung

„Ich legte mich als Laie zur Ruhe und stand am andern Morgen auf als Kleriker im rothem Talare mit schwarzem Gürtel, rothem Mantel, rother Scholastik und schwarzem Birett, und beim Hochamte sass ich schon mit meiner Kutte im Chor.“ So beginnt Johann Baptist Fallize sein „Römisches Tagebuch“ von 1866 bis 1871, das vor nicht allzu langer Zeit vom „Verlag Herder“ veröffentlicht wurde. Fallize, später der erste Bischof von Norwegen seit der Reformation, war nach seiner Schulzeit an das „Collegium Germanicum“ nach Rom gekommen, um sich dort bzw. an der „Gregoriana“ entsprechend auf das Priestertum vorzubereiten.

In die Zeit seines Romaufenthalts fallen kirchengeschichtlich wichtige Ereignisse wie das Erste Vatikanische Konzil mit der Definition der Unfehlbarkeit des Papstes sowie das Ende des Kirchenstaates. Insofern bildet das Tagebuch von Fallize tatsächlich lebendige Geschichte, oder, wie Erzbischof Jean-Claude Hollerich von Luxemburg sich in seinem Geleitwort ausdrückt: „Mit dieser Veröffentlichung vervollständigt sich das Puzzle der Kenntnisse über die ereignisreichen römischen Jahre um 1870 mit ihrem nicht zu leugnenden Impakt auf die Geschicke Europas und der Weltkirche.“

Ziemlich nüchtern schreibt Fallize über sich selbst, sogar vor dem Hintergrund des großen Tages seiner Priesterweihe, die am 8. April 1871 vorgenommen wurde: „Gestern, am Karsamstage, habe ich das unaussprechliche Glück gehabt, im Lateran von Kardinalvicar Patrizi die h. Priesterweihe zu empfangen, u. heute habe ich in unserer Kirche meine erste h. Messe celebriert. Deo gratias!“

Im Verlauf des Tagebuchs zeigt sich, dass Johann Baptist Fallize ein großer Verteidiger der päpstlichen Unfehlbarkeit war. Nach der offiziellen Definition schreibt er: „Te Deum laudamus.“ Eine kuriose Beobachtung: „Auffallend ist, dass ein Gewitter, das von Mitternacht an furchtbar getobt hatte, kurz vor der Bestätigung von Seiten des Papstes wieder zu poltern anfing, und dass unmittelbar vor der Bestätigung ein blendender Blitzstrahl den ganzen Dom erhellte, u. ein fürchterliches Krachen folgte. Es war wie am Pfingstfeste.“ Einen der schärfsten Gegner der päpstlichen Unfehlbarkeit wird von Fallize mit Luther verglichen, „nur ist er dümmer als Luther“.

Es ist eine Freude, die Beschreibungen des römischen Lebens der damaligen Zeit zu lesen – wenn auch letztlich getrübt durch revolutionäre Umtriebe. Angesichts der ersten päpstlichen Liturgie, an welcher der junge Student teilnehmen konnte, fehlen im fast die Worte: „Solch ein Schauspiel kann man nur sehen, nicht beschreiben, und ich versuche es nicht, es wiederzugeben; ich muss sagen: Komm und sieh!“ Und über das Verhältnis des Papstes zu seiner römischen Herde heißt es: „Würde wohl ein anderer Fürst der ganzen Welt sich so liebreich herablassen? Gewiss nicht; aber dafür ist auch kein Fürst von seinem Volke so beliebt und geehrt wie der h. Vater von seinen Römern, mag man auch draussen die Römer soviel verläumden als man will.“

Römisches Tagebuch 1866-1871
von Johann Baptist Olav Fallize (Autor),
Joachim Köhn (Herausgeber)
Verlag Herder 2015. 392 Seiten
ISBN: 978-3-451-30747-8
49,99 Euro

Quelle kathnews

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen