Römisches Tagebuch
1866-1871 von Johann Baptist Olav Fallize
Eine Buchbesprechung
„Ich legte mich als Laie
zur Ruhe und stand am andern Morgen auf als Kleriker im rothem Talare mit
schwarzem Gürtel, rothem Mantel, rother Scholastik und schwarzem Birett, und
beim Hochamte sass ich schon mit meiner Kutte im Chor.“ So beginnt Johann
Baptist Fallize sein „Römisches Tagebuch“ von 1866 bis 1871, das vor nicht
allzu langer Zeit vom „Verlag Herder“ veröffentlicht wurde. Fallize, später der
erste Bischof von Norwegen seit der Reformation, war nach seiner Schulzeit an
das „Collegium Germanicum“ nach Rom gekommen, um sich dort bzw. an der
„Gregoriana“ entsprechend auf das Priestertum vorzubereiten.
In die Zeit seines
Romaufenthalts fallen kirchengeschichtlich wichtige Ereignisse wie das Erste
Vatikanische Konzil mit der Definition der Unfehlbarkeit des Papstes sowie das
Ende des Kirchenstaates. Insofern bildet das Tagebuch von Fallize tatsächlich
lebendige Geschichte, oder, wie Erzbischof Jean-Claude Hollerich von Luxemburg
sich in seinem Geleitwort ausdrückt: „Mit dieser Veröffentlichung
vervollständigt sich das Puzzle der Kenntnisse über die ereignisreichen
römischen Jahre um 1870 mit ihrem nicht zu leugnenden Impakt auf die Geschicke
Europas und der Weltkirche.“
Ziemlich nüchtern schreibt
Fallize über sich selbst, sogar vor dem Hintergrund des großen Tages seiner
Priesterweihe, die am 8. April 1871 vorgenommen wurde: „Gestern, am
Karsamstage, habe ich das unaussprechliche Glück gehabt, im Lateran von
Kardinalvicar Patrizi die h. Priesterweihe zu empfangen, u. heute habe ich in
unserer Kirche meine erste h. Messe celebriert. Deo gratias!“
Im Verlauf des Tagebuchs
zeigt sich, dass Johann Baptist Fallize ein großer Verteidiger der päpstlichen
Unfehlbarkeit war. Nach der offiziellen Definition schreibt er: „Te Deum
laudamus.“ Eine kuriose Beobachtung: „Auffallend ist, dass ein Gewitter, das von
Mitternacht an furchtbar getobt hatte, kurz vor der Bestätigung von Seiten des
Papstes wieder zu poltern anfing, und dass unmittelbar vor der Bestätigung ein
blendender Blitzstrahl den ganzen Dom erhellte, u. ein fürchterliches Krachen
folgte. Es war wie am Pfingstfeste.“ Einen der schärfsten Gegner der
päpstlichen Unfehlbarkeit wird von Fallize mit Luther verglichen, „nur ist er
dümmer als Luther“.
Es ist eine Freude, die
Beschreibungen des römischen Lebens der damaligen Zeit zu lesen – wenn auch
letztlich getrübt durch revolutionäre Umtriebe. Angesichts der ersten päpstlichen
Liturgie, an welcher der junge Student teilnehmen konnte, fehlen im fast die
Worte: „Solch ein Schauspiel kann man nur sehen, nicht beschreiben, und ich
versuche es nicht, es wiederzugeben; ich muss sagen: Komm und sieh!“ Und über
das Verhältnis des Papstes zu seiner römischen Herde heißt es: „Würde wohl ein
anderer Fürst der ganzen Welt sich so liebreich herablassen? Gewiss nicht; aber
dafür ist auch kein Fürst von seinem Volke so beliebt und geehrt wie der h.
Vater von seinen Römern, mag man auch draussen die Römer soviel verläumden als
man will.“
Römisches Tagebuch
1866-1871
von Johann Baptist Olav
Fallize (Autor),
Joachim Köhn (Herausgeber)
Verlag Herder 2015. 392
Seiten
ISBN: 978-3-451-30747-8
49,99 Euro
Quelle kathnews
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen