Freilich übte sie selbst
jahrelang eine sehr harte Askese und stellt auch in anderen Schriften
konkretere Anforderungen an ihre geistlichen Kinder:
„Die rechte Art, den Leib
zu züchtigen, die immer und überall beobachtet werden kann, ist folgende:
Aus Liebe Gottes alle
Unbequemlichkeiten des Lebens, die uns die Vorsehung zukommen läßt, wie Kälte,
Hitze, Schlaflosigkeit, schlechtes Bett, schwache Gesundheit, Unachtsamkeit der
Menschen, mit denen man leben muß, Ungeschicklichkeit der Dienstboten, böser
Wille der Menschen, ihre stechenden Spöttereien, Verleumdungen, endlich unsere
eigenen Fehler und die Mühe, welche wir uns geben, um unsere unordentlichen
Leidenschaften zu überwinden, zu leiden und zu dulden.
Die vorteilhafteste Demütigung
aber (und auch die schwerste zu ertragen) ist diejenige, die aus unserem
eigenen Elend, Fehlern und Sünden entspringt. Wir müssen uns selbst erdulden
und ansehen, als besorgten wir aus Liebe zu Gott irgendeinen Aussätzigen, dem
wir täglich seine Wunden auswaschen sollen, ohne darüber verdrießlich zu
werden, noch Grausen wegen der sehr übelriechenden Geschwüre zu bekommen.
Dein Gebet also, [...],
werde immer durch wahre und ernsthafte Abtötung begleitet. Schmeicheln wir uns
ja nicht, denn das Gebet und die Abtötung miteinander so wesentlich verbundene
Schwestern sind, daß die eine ohne die andere nicht leben kann. Oft entstehen
Trockenheiten im Gebet nur aus Mangel der Abtötung."
Jeanne-Marie Guyon
(vgl. E. Jungclausen,
Suche Gott in dir; 1986)
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