Sie schreibt in ihrer
Autobiographie:
„Während dieser
sonderbaren Krankheit, die sich über mehr als sechs Monate hinzog, lehrte der
Herr mich nach und nach, daß es eine andere Art gab, mit Seelen umzugehen, die
völlig
sein waren, als durch die
Sprache.
Du ließest mich begreifen,
o göttliches Wort,
daß so, wie du immer
sprichst und wirkst in einer Seele, obwohl du darin in tiefer Stille
erscheinst, es auch eine Art der Kommunikation, des gegenseitigen
Sich-Mitteilens bei deinen Geschöpfen gibt in einer unbeschreiblichen Stille.
Ich vernahm eine Sprache, die mir vorher unbekannt war. Ich erkannte
allmählich, wenn Pater La Combe eintrat, daß ich nicht mehr zu sprechen
brauchte. Es bildete sich in meiner Seele dieselbe Art der Stille zu ihm, wie
sie sich auch im Blick auf Gott bildete. Ich verstand, daß Gott mir zeigen
wollte, daß Menschen schon in diesem Leben die Sprache der Engel lernen können.
Ich beschränkte mich allmählich darauf, nur in der Stille mit ihm zu sprechen.
Wir verstanden uns in Gott
auf eine unaussprechliche und göttliche Art.
Unsere Herzen sprachen
miteinander und teilten sich eine solche Gnade mit, wie es Worte nicht
auszudrücken vermögen. Es war wie ein neues Land, sowohl für ihn als auch für
mich, aber so göttlich, daß ich es nicht beschreiben kann. Zuerst geschah dies
so merklich, das heißt, Gott durchdrang uns mit sich selbst auf eine so reine
und liebliche Weise, daß wir in dieser tiefen Stille Stunden zubrachten, immer
uns einander mitteilend, ohne auch nur ein Wort sprechen zu können. Dabei
lernten wir durch eigene Erfahrung die Wirkung des himmlischen Wortes kennen,
wenn es die Seelen in die Vereinigung mit sich selbst führt, und welch eine Reinheit
man in diesem Leben erreichen kann. Es wurde mir gegeben, auch mit anderen guten
Seelen solche Verbindung zu haben, nur mit dem Unterschied: Ich teilte ihnen
die Gnade mit, mit der sie sodann erfüllt wurden, wenn sie mir in dieser heiligen
Stille nahe waren, und sie verlieh ihnen eine außergewöhnliche Kraft, doch ich
empfing nichts von ihnen, während bei Pater La Combe die Gnadenmitteilung
wechselseitig war: Er empfing von mir und ich von ihm in der größten Reinheit.“
Dieser Text macht
deutlich, dass Pater La Combe nicht nur der Führende, sondern gleichzeitig auch
der von ihr Geführte ist. Ein Traum in der Nacht vom 2. zum 3. Februar 1683, in dem sie sich
selbst in der Gestalt der apokalyptischen Frau schaut und darin ein Symbol
ihrer eigenen geistlichen Mutterschaft, aber auch der kommenden Leiden erkennt,
bestärkt sie in ihrer Sendung, Christen in der Welt, aber auch Ordensleute zum
Innerer Gebet und damit zur vollen Hingabe an Gott zu führen.
(vgl. E. Jungclausen,
Suche Gott in dir; 1986)
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