Die langen Jahre der Haft
haben sie geschwächt; durch Krankheiten kam sie mehrfach dem Tode nahe (1699
schon totgesagt); von Angehörigen und Freunden war sie völlig getrennt, auch
ihre Kinder durften sie nicht besuchen. (Selbst ein Betschemel musste seitens
des Erzbischofs genehmigt werden.) Trotzdem kann sie am Ende ihrer
Autobiographie, die sie im Dezember 1709 zum Abschluss bringt, unter anderem
schreiben:
„Ich liebe die Kirche.
Alles, was sie verletzt,
verletzt auch mich.
Ich fürchte mich vor
allem, was ihr entgegen ist.
Aber ich kann dieser
Furcht keinen Namen geben.
Es ist wie mit einem Kind,
welches an der Brust seiner Mutter liegt
und das sich vor einem
Ungeheuer sogleich abwendet,
um nicht zu erkennen, was
es sei".
Sie kauft sich in Blois
(südwestlich von Orleans) ein Haus, das sie aufgrund ihrer Schwäche kaum
verlassen kann und wo sie deshalb jeden Morgen die heilige Messe in ihrer
Privatkapelle mitfeiert. Aber hier in der Stille und Abgeschiedenheit (Bischof
Bossuet war 1704 gestorben) wird es ihr geschenkt, ihre geistliche Mutterschaft
zu verwirklichen.
Jeanne-Marie Guyon wird durch
Wort und Schrift und mehr noch durch ihr Schweigen die mütterliche Seelsorgerin
der „Gemeinde der reinen Liebe", die sich nun fest um sie sammelt: sie
wird die „Mutter der innerlichen Seelen“. In ihrem Haus in Bloi ist Jeanne-Marie Guyon am 9. Juni 1717 69-jährig gestorben.
(vgl. E. Jungclausen,
Suche Gott in dir; 1986)
Wie hat Madame Guyon eine "Gemeinde der reinen Liebe" um sich versammelt?
AntwortenLöschenSchweigend?
Virtuell, also im Geist, nicht örtlich?
Können Sie das etwas erklären?
Jungclaussen schreibt:
LöschenÜberzeugt, daß die die römisch-katholische Kirche die einzig wahre Religion ist.... mißtraut sie voreiligen, bloß gefühlsmäßigen Konversionen ohne gründliche Kenntnis der Dinge..... Sie tut dafür alles durch eine riesige Korrespondenz bis hinein in die letzten Monate ihres Lebens, wo sie diktiert, als sie selbst nicht mehr schreiben kann.
Es gab aber auch viele Besuche in ihrem Haus.