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Mittwoch, 13. Mai 2015

Wer war Jeanne-Marie Guyon (8/8)

In welcher Verfassung abr treffen wir Jeanne-Marie Guyon wieder, als sie am Samstag, den 24. März 1703, nachmittags um vier Uhr, auf einem Tragbett die Bastille verläßt?

Die langen Jahre der Haft haben sie geschwächt; durch Krankheiten kam sie mehrfach dem Tode nahe (1699 schon totgesagt); von Angehörigen und Freunden war sie völlig getrennt, auch ihre Kinder durften sie nicht besuchen. (Selbst ein Betschemel musste seitens des Erzbischofs genehmigt werden.) Trotzdem kann sie am Ende ihrer Autobiographie, die sie im Dezember 1709 zum Abschluss bringt, unter anderem schreiben:

„Ich liebe die Kirche.
Alles, was sie verletzt, verletzt auch mich.
Ich fürchte mich vor allem, was ihr entgegen ist.
Aber ich kann dieser Furcht keinen Namen geben.
Es ist wie mit einem Kind, welches an der Brust seiner Mutter liegt
und das sich vor einem Ungeheuer sogleich abwendet,
um nicht zu erkennen, was es sei".

Sie kauft sich in Blois (südwestlich von Orleans) ein Haus, das sie aufgrund ihrer Schwäche kaum verlassen kann und wo sie deshalb jeden Morgen die heilige Messe in ihrer Privatkapelle mitfeiert. Aber hier in der Stille und Abgeschiedenheit (Bischof Bossuet war 1704 gestorben) wird es ihr geschenkt, ihre geistliche Mutterschaft zu verwirklichen.

Jeanne-Marie Guyon wird durch Wort und Schrift und mehr noch durch ihr Schweigen die mütterliche Seelsorgerin der „Gemeinde der reinen Liebe", die sich nun fest um sie sammelt: sie wird die „Mutter der innerlichen Seelen“. In ihrem Haus in Bloi ist  Jeanne-Marie Guyon am 9. Juni 1717 69-jährig gestorben.

(vgl. E. Jungclausen, Suche Gott in dir; 1986)


2 Kommentare:

  1. Wie hat Madame Guyon eine "Gemeinde der reinen Liebe" um sich versammelt?
    Schweigend?
    Virtuell, also im Geist, nicht örtlich?
    Können Sie das etwas erklären?

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    1. Jungclaussen schreibt:
      Überzeugt, daß die die römisch-katholische Kirche die einzig wahre Religion ist.... mißtraut sie voreiligen, bloß gefühlsmäßigen Konversionen ohne gründliche Kenntnis der Dinge..... Sie tut dafür alles durch eine riesige Korrespondenz bis hinein in die letzten Monate ihres Lebens, wo sie diktiert, als sie selbst nicht mehr schreiben kann.

      Es gab aber auch viele Besuche in ihrem Haus.

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