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Donnerstag, 14. Mai 2015

Auf das Fest der Himmelfahrt des Herrn

Predigt des hl. Papstes Leo

Geliebteste! Heute gehen die vierzig heiligen Tage zu Ende, die nach der seligen, glorreichen Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus, da er den von den gottlosen Juden abgebrochenen wahren Tampel durch seine göttliche Macht in drei Tagen wieder aufbaute, auf Gottes Anordnung hin eingeschoben und zu unserem Nutzen und zu unserer Belehrung zugelassen wurden. Auch in diesem Zeitraum war der Herr noch leiblich gegenwärtig, damit der Glaube an seine Auferstehung durch zwingende Beweise erhärtet werde.

Der Tod Christi hatte nämlich die Herzen der Jünger sehr verwirrt. Bei seiner schmachvollen Kreuzigung, seinem Tod und bei der Bestattung seines entsellten Leichnames waren ihre Herzen vor Kummer ganz niedergedrückt worden und Verzagtheit und Mißtrauen hatten sich eingeschlichen. Dann aber wurden die seligen Apostel und alle Jünger, die über seinen Kreuzestod erschreckt und im Glauben an seine Auferstehung unschlüssig waren, durch die offenkundige Tatsache im Glauben so gefestigt, daß sie, als der Herr zu den Himmelshöhen auffuhr, nicht nur von keiner Trauer befallen, sondern sogar mit hoher Freude erfüllt wurden.

Und wahrlich, groß und unaussprechlich war der Anlass zur Freude, da vor den Augen der heiligen Jüngerschar die menschliche Natur auffuhr, als sie über alle himmlischen Wesen sich erhob, höher gestellt wurde als die Chöre der Engel, emporgehoben wurde über die höchsten Erzengel, ja in ihrer Erhebung über alle himmlischen Geister keine Grenze fand, bis sie den Platz mit dem ewigen Vater teilen und auf dem Himmelsthron an seiner Herrlichkeit teilnehmen durfte, nachdem sie mit seiner Wesenheit schon im gottessohn vereinigt war.

Weil also Christi Auffahrt unsere Erhebung ist, und weil die Hoffnung des Lebens dorthin gelenkt wird, wohin das verherrlichte Haupt vorrausging, so wollen wir, Geliebteste, in rechter Freude frohlocken und in kindlicher Dankbarkeit uns freuen. Denn heute wurden wir nicht nur in den Besitz des Paradieses wieder eingesetzt, sondern wir sind mit Christus sogar in die Himmelshöhen eingezogen und haben durch Christi unaussprechliche Gnade Größeres erlangt, als wir durch den Neid des Teufels verloren hatten. Denn der giftige Feind hat uns aus unserem ersten glücklichen Wohnsitz vertrieben, der Sohn Gottes aber hat uns seinem Leibe eingefügt und zur rechten des Vaters gesetzt, mit dem er lebt und als König herrscht in Einheit mit dem Heiligen Geiste, als Gott in alle Ewigkeit. Amen.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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