„Mich dünkte, meine Seele
sei wie das Neue Jerusalem
geworden, von welchem in
der Offenbarung des Johannes
gesagt wird, dass keine
Trauer, noch Schmerz, noch Klage mehr
darinnen sei. Ich hatte
eine solche Gleichmut in mir, daß mir
alles vollkommen eins war.
Die Vereinigung mit dem Willen
und Wohlgefallen Gottes
war so groß, dass in mir kein einziges
Verlangen oder eine
Neigung zu etwas war...
Meine Seele fand, dass ein
anderer Wille (und nicht der eigene)
den Platz eingenommen
hatte, ein ganz göttlicher Wille,
welcher ihr nichtsdestoweniger
so eigen und so natürlich war,
dass sie sich unendlich
freier befand in diesem Willen,
als sie wohl jemals in ihrem
eigenen gewesen war...
O Einigung in der Einheit,
die Jesus Christus von
Gott für die Menschen erbeten
und auch selbst für sie
verdient hat, wie stark bist du in einer
Seele, die sich auf solche
Art in ihrem Gott verliert!
Da bleibt die Seele nach
der Vollendung dieser göttlichen Einheit
Mit Jesus Christus in Gott
verborgen.
O seliges Sich-Verlieren!
Ja, um so viel seliger,
weil es nicht etwas Vorübergehendes ist
wie bei der Entrückung,
die mehr ein bloßes Absorbiert-werden
als ein Sich-Verlieren
ist, weil die Seele sich gleich danach wiederfindet,
sondern ein bleibendes und
dauerhaftes
Sich-Verlieren in einem
unermeßlichen Meer".
Dieses Sich-Einsfühlen und
Sich-Verlieren im Willen Gottes läßt Jeanne-Marie Guyon nach dem Auftrag Gottes
für ihren neuen Lebensabschnitt fragen, der offensichtlich mit ihrer
Witwenschaft begonnen hat.
(vgl. E. Jungclausen,
Suche Gott in dir; 1986)
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