„Madame Guyon“ - Jeanne Marie Guyon du Chesnoy
Pater Archange Enguerand,
ein Franziskaner der streng kontemplativen Richtung der Rekollekten, sprach zu
der bereits zweifachen, erst zwanzigjährigen Mutter als Antwort auf ihre
Schwierigkeiten beim Gebet:
„Das kommt daher, weil Sie
außen suchen, was Sie doch inwendig in sich haben. Gewöhnen Sie sich daran,
Gott in Ihrem Herzen zu suchen, so werden Sie ihn dort finden.“
In ihrer Autobiographie
schreibt Jeanne Marie Guyon:
„Diese Worte waren mir wie
ein Pfeil durch mein Herz gefahren. Ich empfand in jenem Augenblick eine sehr
tiefe Wunde, die voller Anmut und Liebe war, ja eine so angenehme und liebliche
Wunde, wovon ich mein Lebtag nicht wieder zu genesen verlangte. Diese Worte
legten mir dasjenige ins Herz, was ich seit vielen Jahren suchte, oder vielmehr
sie bewirkten, daß ich dasjenige sah und erkannte, was darin war und was ich
doch nicht genoß, weil ich es nicht erkannt hatte.
O mein Gott und Herr, du warst
in meinem Herzen
und fordertest nichts von mir als nur die schlichte Einkehr in mein Inneres,
um deine Gegenwart empfinden zu können.
und fordertest nichts von mir als nur die schlichte Einkehr in mein Inneres,
um deine Gegenwart empfinden zu können.
O unendliche Güte, du
warst so nah,
und ich lief hin und her, um dich zu suchen,
und fand dich doch nicht!
Mein Leben war voller Elend und Jammer,
und meine Glückseligkeit war doch in mir...
und ich lief hin und her, um dich zu suchen,
und fand dich doch nicht!
Mein Leben war voller Elend und Jammer,
und meine Glückseligkeit war doch in mir...
O du alte und neue
Schönheit, warum habe ich dich so spät erkannt?
Ach, ich suchte dich, wo du nicht warst, und suchte dich da nicht, wo du warst.
Das kam daher, weil ich die Worte der Schrift nicht verstand, wo du sagst:
,Das Königreich Gottes ist nicht hier und da,
das Königreich Gottes ist inwendig in euch' (Lk 17,21).
Ach, ich suchte dich, wo du nicht warst, und suchte dich da nicht, wo du warst.
Das kam daher, weil ich die Worte der Schrift nicht verstand, wo du sagst:
,Das Königreich Gottes ist nicht hier und da,
das Königreich Gottes ist inwendig in euch' (Lk 17,21).
Ich schlief die ganze
Nacht nicht, weil deine Liebe, o Gott,
wie ein verzehrendes Feuer war, welches in meiner Seele
einen solchen Brand entzündete, der alles in einem Augenblick zu verzehren schien.
Ich war plötzlich so verändert, daß ich mich selbst nicht mehr kannte."
wie ein verzehrendes Feuer war, welches in meiner Seele
einen solchen Brand entzündete, der alles in einem Augenblick zu verzehren schien.
Ich war plötzlich so verändert, daß ich mich selbst nicht mehr kannte."
Diese Wende in ihrem Leben
war auch der Beginn eines streng asketischen Lebens, das zum Teil mit ungewöhnlicher
Härte verbunden war.
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