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Samstag, 4. Juli 2015

Von der Beichte und Kommunion (3/5)

(3) Für die Beichte muß man wissen, daß die Seelen, die diesen Weg gehen, oft über folgendes erstaunt sind: Wenn sie sich dem Beichtstuhl nähern und dann anfangen, ihre Sünden zu bekennen, wird ihr Herz statt von Bedauern und Reue, wie sie es gewohnt waren, von einer sanften ruhigen Liebe ergriffen.

Jene, die hiervon nicht wissen, wollen sich dem entziehen, um einen Akt der Reue herbeizuführen, denn sie haben gehört, das sei notwendig, und es ist wahr. Aber sie sehen nicht, daß sie dabei die wahre Reue verlieren, die diese eingegossene Liebe ist. Sie ist unendlich größer ab das, was sie aus sich selbst hervorbringen könnten. Sie erleben ein wunderbares Geschehen, das alles andere vollkommen einschließt, wenn auch nicht in einzelne Vorgänge unterschieden.

Sie sollen sich nicht die Mühe machen, etwas anderes zu tun, wenn Gott viel vortrefflicher in ihnen und mit ihnen handelt. Es heißt die Sünde hassen, wie Gott sie haßt, wenn man sie auf diese Weise haßt. Die reinste Liebe ist die, die Gott in der Seele wirkt. Sie dränge also nicht danach, zu handeln, sondern bleibe so, wie sie ist und folge dem Rat des Weisheitslehrers: „Vertraue auf Gott und bleibe in Ruhe an dem Platz, an den er euch gestellt hat" (vgl. Sir 11,22).

(J. M. Guyon, Suche Gott in dir)



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