Der geneigte Leser möge sich
fragen, ob ihm nicht manches von dem was beschrieben wird, bekannt
vorkommt und ob er vielleicht sogar befürchtet, manches bald kennenzulernen.
(Absätze und Hervorhebungen von mir).
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Ein wesentlicher Aspekt der Schreckensherrschaft war
die Entchristlichung Frankreichs. Sie wurde nicht als offizielle Politik des
Konvents eingeleitet, doch versuchte der Konvent nicht, sie zu beschneiden, und
billigte sie schließlich, indem er am 6. Oktober 1793 einen neuen anti-christlichen Kalender annahm, der
die Jahre nicht von der Geburt Christi an zählte, sondern von der Errichtung
der Republik am 22. September 1792 an. Dies bedeutet, daß man bereits das Jahr
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auferlegt wurde. Das Jahr begann am 22. September, und der erste Monat, der am
21. Oktober endete, hieß Vendemiaire. Es
gab zwölf Monate zu 30 Tagen mit neugeschaffenen Namen, jeder mit drei
Zehn-Tage-,,Wochen" (Dekaden), deren zehnter Tag ein Ruhetag war
(decadi). Der Sonntag wurde so zum Arbeitstag.
Robespierre war stark gegen Atheismus eingestellt und
davon überzeugt, das Gemeinwohl erfordere den Glauben an ein höchstes Wesen. Am
21. November 1793, als die entchristlichenden Feierlichkeiten ihren Höhepunkt
erreichten, bekräftigte er: Atheismus ist aristokratisch.
Die Vorstellung eines höchsten Wesens, das über
unterdrückte Unschuld wacht und triumphierendes Verbrechen bestraft, ist im
wesentlichen eine Vorstellung des Volkes. Dies ist die Meinung in Europa und
der Welt; es ist die Meinung des französischen Volkes. Diese Ansicht ist weder
an Priester gebunden noch an Aberglauben oder Zeremonien; sie ist nur gebunden
an das Verlangen nach einer unfaßbaren Macht, dem Schrecken der Übeltäter,
Wohnsitz und Trost der Tugend.
Der republikanische Kalender blieb zehn Jahre lang in
offiziellem Gebrauch, wurde aber vom Volk nie ernst genommen. „Die meisten Franzosen, und fast alle
Französinnen zogen die Heiligen und Feierlichkeiten des katholischen Kalenders den
Festen ohne Wurzeln und dem formlosen Höchsten Wesen Robespierres
vor."
Die Entchristlichung verlief nicht in ganz Frankreich
gleich, sondern hing zu einem guten Teil vom Fanatismus des Konventskommissars
ab, doch die Annahme des Revolutionskalenders ermutigte die Abgeordneten dazu,
miteinander bei der Ausmerzung jeglicher
Spur des Katholizismus zu wetteifern. Die Entchristlichung wurde zu einem
wesentlichen Merkmal der Schreckensherrschaft.
Joseph Fouche, der Konventskommissar in Nievre
(Zentralfrankreich), ein ehemaliger
Oratorianer, errichtete eine Herrschaft
des religiösen Schreckens. Keine Form von Religion konnte öffentlich
ausgeübt werden, Friedhöfe wurden religiöser Symbole beraubt und an ihre Tore
wurde sein berühmter Ausspruch gehängt „Der Tod ist ein ewiger Schlaf".
Am 6. Oktober überwachte ein anderer Kommissar,
Philippe Ruhl, persönlich, wie die Phiole mit dem heiligen Öl Chlodwigs
zerbrochen wurde, mit dem die französischen Könige gesalbt worden sind, seit König Chlodwig und seine dreitausend
Gefolgsleute am Weihnachtstag 496 getauft worden waren, womit Frankreich zur „älteste Tochter der Kirche" wurde.
Papst Johannes Paul II. kam 1996 nach Frankreich, um des 1500. Jahrestages
dieses historischen Ereignisses zu gedenken.
Ruhl zwang die konstitutionellen
(vereidigten) Priester, ihrer Weihe abzuschwören. Nur durch diesen Schritt
konnten sie ihre Loyalität gegenüber der Republik beweisen, doch eine große
Zahl der konstitutionellen Geistlichen wählte eher den Tod, als ihrem Priestertum
zu entsagen. Von den 484 Geistlichen, die vor dem Revolutionstribunal in Paris
erschienen, gehörten 319 der Konstitutionellen Kirche an. Viele widerriefen den
Eid, der sie an die Konstitutionelle Kirche band, baten um Versöhnung mit der
Kirche und starben tapfer auf dem Schafott. Acht konstitutionelle Bischöfe
wurden durch die Guillotine hingerichtet, fünf von ihnen schworen ihren
Irrtümern ab, bevor sie starben. - Henri Daniel-Rops stellt richtig fest, daß
diese Opfer nicht vergessen werden dürfen bei unserem Urteil über den
konstitutionellen Klerus.
In ganz Frankreich wurden, während die Entchristlichung tobte, Kirchen verwüstet, Figuren
wurden zerstört, Altarbilder zerfetzt, Glasmalereien zerschlagen, liturgische
Bücher und heilige Bilder verbrannt und heilige Gewänder bei blasphemischen
Parodien auf katholische Rituale benutzt. Die Standbilder der Könige an der
Fassade von Notre Dame wurden entfernt. Es gibt kaum eine Kathedralfassade in
Frankreich, die nicht Spuren von solchem Vandalismus aufweist. Neben Cluny
wurden noch andere Abteien bis auf die Grundmauern zerstört, einschließlich
Notre Dame de Montmartre, Royaumont, Longjumeau und Jumiege.
Das Wort „heilig" wurde aus den Namen von
Straßen, Städten und Dörfern entfernt. Die Steinskulpturen von Heiligen wurden
auf dem Höhepunkt der Schreckensherrschaft feierlich enthauptet. Geistliche Kleidung war verboten, und die
Kirchen im Land wurden im Frühjahr 1794 geschlossen; nur in den entlegensten
Winkeln Frankreichs blieben sie für den Kult geöffnet.
Dennoch wurde weiterhin im Land verborgen die Messe
gelesen. In Paris lasen auf dem Höhepunkt der Schreckensherrschaft heldenhafte
Priester die Messe an 150 Orten. Außerdem wurden Messen an weiteren hundert
Orten in den umliegenden ländlichen Gebieten gelesen. „Entlang des Weges zum Schafott standen immer
Priester, um den Menschen auf dem Henkerskarren heimlich die Absolution zu
erteilen, und wenn einer dieser ,Kapläne
der Guillotine' verhaftet wurde, gab es keinen Mangel an Freiwilligen für
seinen Posten." 20 000 Priester
wurden durch Terror dazu gebracht, ihren Weihen abzuschwören, „und 6000
besiegelten ihren Abschwur mit der Heirat."
Michael Davies, Für Thron und Altar,
Der Aufstand in der Vandee (1793-1796),
Heute, so empfinde ich, ist ein trauriger Tag für die Freiheit. Ein Tag des Widerstandes gegen verordnetes Schweigen, gegen die Verletzung der Katholikenrechte, gegen die Unterdrückung der kulturellen, religiösen und humanen Identität der Katholiken.
AntwortenLöschenAber heute ist auch Hl Camillo de Lellis!
Das stimmt, liebe Martina! Die meisten Menschen wissen nicht, welches Unglück von Frankreich über Europa hereingebrochen ist. Aber es gab auch große Heilige.
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