Seiten dieses Blogs

Sonntag, 19. Juli 2015

Die selige Catherine Cottenceau

F.: Haben Sie eidverweigernde Priester in Chanteloup aufgenommen und an deren Zeremonien teilgenommen?
A.: Ja, das habe ich.
F.: Wenn ein konstitutioneller Priester da war, haben Sie an dessen Messe teilgenommen?
A.: Nein. Niemals.

Im Todesurteil heißt es: „Sie verabscheute Priester, die den Eid geschworen haben und wollte ihren früheren eure behalten. Sie ist eine Fanatikerin." Der Buchstabe „F" für fusillade (Erschießung) war auf den Rand geschrieben.
Der Zug vom Gefängnis zum Feld, wo die Erschießung stattfinden sollte, war ein solch grauenerregendes Schauspiel, daß die Bewohner entlang des Weges ihre Türen und Fenster schlössen, um es nicht zu sehen. Ein Augenzeuge dieser entsetzlichen Spektakel schrieb: „Die Luft war schwer, wie unmittelbar vor einem Sturm. Erstickt von Furcht, konnte man kaum atmen." Mitten in diesem finsteren Schrecken konnte der strahlende Glaube der Märtyrer nicht verdunkelt werden.

Ein Augenzeuge des Martyriums der seligen Marie Louise de la Soriniere schrieb:
Es war eine herzzerreißende Prozession. Die Unglücklichen gingen weinend und in Qual zum Tode, als plötzlich eine herrliche Stimme, die direkt vom Himmel zu kommen schien, zu singen begann. Es war Marie Louise de la Soriniere. Strahlend in ihrer Jugend und Schönheit, hatte sie eine herrliche, reine, ruhige, durch Übung verschönerte Stimme, die jeden soweit tröstete, daß die Verurteilten, die bis kurz davor geweint hatten, begeistert zu singen begannen.

Als sie an der Dreieinigkeitskirche vorbeikamen, stand dort eine arme, unzureichend bekleidete Frau, vor Kälte zitternd, und sah der Prozession zu. Marie de la Soriniere, von deren Elend gerührt, zog den Seidenschal und den Pelz aus, die sie trug, und gab sie ihr. Beim Anblick von solcher Schönheit und heroischer Nächstenliebe blieb die Prozession stehen. Jeder, Opfer ebenso wie Henker, sah zu, bewegt und bewundernd.

Der Offizier, der die militärische Eskorte führte, war bis ins Innerste seiner Seele berührt, trat respektvoll an Mademoiselle de la Soriniere heran und bat um ihre Hand, um ihr Leben zu retten. „Ich würde gern", antwortete sie, „aber unter der Bedingung, daß Sie auch meine Mutter und meine Schwester retten." Der Offizier, ein ehrenhafter Mann, antwortete, daß ihm dies nicht möglich sei, denn es wäre ein Versprechen, das er nicht halten könne. Das junge Mädchen antwortete einfach: „Dann lassen Sie mich sterben."

Mit noch lauterer Stimme als zuvor nahm sie die Hymne an die Jungfrau Maria wieder auf, die sie gesungen hatte, und setzte ihren Weg fort.

Michael Davies, Für Thron und Altar,
Der Aufstand in der Vandee (1793-1796),
Edition Kirchliche Umschau
Hier kann das Buch bestellt werden.

Siehe auch HIER
14.7.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen