A.: Ja, das habe ich.
F.: Wenn ein
konstitutioneller Priester da war, haben Sie an dessen Messe teilgenommen?
A.: Nein. Niemals.
Im Todesurteil heißt es: „Sie
verabscheute Priester, die den Eid geschworen haben und wollte ihren früheren
eure behalten. Sie ist eine Fanatikerin." Der Buchstabe „F" für
fusillade (Erschießung) war auf den Rand geschrieben.
Der Zug vom Gefängnis zum
Feld, wo die Erschießung stattfinden sollte, war ein solch grauenerregendes
Schauspiel, daß die Bewohner entlang des Weges ihre Türen und Fenster
schlössen, um es nicht zu sehen. Ein Augenzeuge dieser entsetzlichen Spektakel
schrieb: „Die Luft war schwer, wie unmittelbar vor einem Sturm. Erstickt von
Furcht, konnte man kaum atmen." Mitten in diesem finsteren Schrecken
konnte der strahlende Glaube der Märtyrer nicht verdunkelt werden.
Ein Augenzeuge des Martyriums
der seligen Marie Louise de la Soriniere schrieb:
Es war eine herzzerreißende
Prozession. Die Unglücklichen gingen weinend und in Qual zum Tode, als plötzlich eine herrliche Stimme, die
direkt vom Himmel zu kommen schien, zu singen begann. Es war Marie Louise de la Soriniere. Strahlend
in ihrer Jugend und Schönheit, hatte sie eine herrliche, reine, ruhige, durch
Übung verschönerte Stimme, die jeden soweit tröstete, daß die Verurteilten, die
bis kurz davor geweint hatten, begeistert zu singen begannen.
Als sie an der
Dreieinigkeitskirche vorbeikamen, stand dort eine arme, unzureichend bekleidete
Frau, vor Kälte zitternd, und sah der Prozession zu. Marie de la Soriniere, von
deren Elend gerührt, zog den Seidenschal und den Pelz aus, die sie trug, und gab
sie ihr. Beim Anblick von solcher Schönheit und heroischer Nächstenliebe blieb
die Prozession stehen. Jeder, Opfer ebenso wie Henker, sah zu, bewegt und
bewundernd.
Der Offizier, der die
militärische Eskorte führte, war bis ins Innerste seiner Seele berührt, trat
respektvoll an Mademoiselle de la Soriniere heran und bat um ihre Hand, um ihr
Leben zu retten. „Ich würde gern", antwortete sie, „aber unter der
Bedingung, daß Sie auch meine Mutter und meine Schwester retten." Der
Offizier, ein ehrenhafter Mann, antwortete, daß ihm dies nicht möglich sei,
denn es wäre ein Versprechen, das er nicht halten könne. Das junge Mädchen
antwortete einfach: „Dann lassen Sie mich sterben."
Mit noch lauterer Stimme als
zuvor nahm sie die Hymne an die Jungfrau Maria wieder auf, die sie gesungen
hatte, und setzte ihren Weg fort.
Michael Davies, Für Thron und Altar,
Der Aufstand in der Vandee (1793-1796),
Edition Kirchliche Umschau
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Siehe auch HIER
14.7.
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