Im Jahr 1886 fügte Papst Leo
XIII. der alten lateinischen Messe einige „Fürbitten in bedrängter Zeit“ in der
jeweiligen Landessprache hinzu, besonders auch das Gebet zum Heiligen Erzengel
Michael – unmittelbar nach jeder Stillmesse. Es lautet:
„Heiliger Erzengel Michael, verteidige uns im Kampfe!
Gegen die Bosheit und
Nachstellungen des Teufels sei unser Schutz.
‚Gott gebiete ihm!’ so bitten
wir flehentlich.
Du aber, Fürst der
himmlischen Heerscharen,
stoße den Satan und die
anderen bösen Geister,
die in der Welt umhergehen,
um die Seelen zu verderben,
durch die Kraft Gottes in die
Hölle. Amen.“
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Weil dieses Gebet aber ein Zusatz aus dem 19. Jahrhundert war, wundert es keinen, dass es in der Liturgiereform von 1969 ersatzlos gestrichen wurde, als habe es sich hier um eins der vielen Nazarenerfresken gehandelt, die damals ja auch in fast allen Kirchen weiß übertüncht wurden.
Weil dieses Gebet aber ein Zusatz aus dem 19. Jahrhundert war, wundert es keinen, dass es in der Liturgiereform von 1969 ersatzlos gestrichen wurde, als habe es sich hier um eins der vielen Nazarenerfresken gehandelt, die damals ja auch in fast allen Kirchen weiß übertüncht wurden.
Das größere Gebet des großen
Papste, das er wenige Jahre später eigens in einem Motu proprio (vom 25.
September 1888) niederlegte, ist sein letztes Gebet an den heiligen Erzengel
Michael, das sich unbedingt wieder zu beten lohnt. (vgl. Vaticanmagazin 7,
2012).
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Heiliger Erzengel Michael,
Du ruhmreicher Prinz der
himmlischen Heerscharen,
verteidige uns in diesem
schlimmen Krieg, den wir gegen Mächte und Gewalten,
gegen die Beherrscher der
Welt der Finsternis
und gegen die bösen Geister
in den Himmelshöhen führen müssen.
Komme den Menschen zu Hilfe,
die Gott nach seinem Bild und
Gleichnis gemacht, unsterblich erschaffen,
und aus der Tyrannei des
Teufels um einen teuren Preis erkauft hat.
Kämpfe - vereint mit dem Heer
der seligen Engel – heute wieder so die Schlachten des Herrn,
wie Du einst gegen Luzifer,
den Anführer des teuflischen Stolzes
und seine abtrünnigen Engel
gekämpft hast!
Denn sie siegten nicht! Ihre
Stätte ward nicht mehr gefunden im Himmel.
Hinab gestürzt wurde
stattdessen der grausame Drache, die alte Schlange,
die Teufel und Satan genannt
wird und der die ganze Welt verführt.
Er wurde vom Himmel
hinabgeworfen auf die Erde, und mit ihm all seine Engel.
Doch sieh! Der Urfeind hat
sich wieder erhoben.
Der Menschenmörder hat wieder
Mut gefasst.
Als Engel des Lichts
verwandelt und getarnt schweift er mit einer Vielzahl böser Geister
in Raubzügen auf der Erde
umher,
um hier den Namen Gottes und
seines Gesalbten auszumerzen
und sich der Seelen zu
bemächtigen, die für die Krone ewigen Ruhms bestimmt waren,
um sie umzubringen und dem
ewigen Untergang zu weihen.
Wie Abwasser gießt der
feindselige Drache
das Gift seiner Bosheit auf
Menschen, deren Geist und Herzen er verführt verdorben hat:
Den Geist der Lüge, der
Ehrfurchtslosigkeit und Gotteslästerung;
den todbringenden Hauch der
Ausschweifung und aller Laster und Gemeinheit.
Die überaus durchtriebenen
Feinde erfüllen die Kirche,
die Braut des unbefleckten
Lammes,
mit Galle und Bitterkeit und
berauschen sie mit Wermut.
Ihre frevlerischen Hände
haben sie an die heiligsten Schätze gelegt.
Selbst am heiligen Ort, wo
der Sitz des heiligen Petrus und der Lehrstuhl der Wahrheit
zur Erleuchtung der Völker
errichtet ist,
haben sie den Thron ihrer
abscheulichen Gottlosigkeit aufgestellt,
voller Heimtücke, damit,
nachdem der Hirt geschlagen ist,
sie auch die Herde zerstreuen
können.
Erhebe Dich also,
unbesiegbarer Prinz,
und stehe dem Gottesvolk
gegen den Ansturm der bösen Geister bei! Gib Du ihm den Sieg!
Die heilige Kirche verehrt
Dich als ihren Hüter und Beschützer.
Du bist ihr Ruhm, weil Du sie
gegen die bösen Mächte der Erde und Unterwelt verteidigst.
Dir hat der Herr die Seelen
der Menschen anvertraut,
um sie in die himmlische
Glückseligkeit zu geleiten.
Bitte inständig den Gott des
Friedens,
Er möge den Satan unter
unseren Füßen zermalmen,
damit er die Menschen nicht
länger gefangen halten und der Kirche schaden könne!
Bringe Du unsere Bitten vor
das Angesicht des Allerhöchsten,
lass sie zur Aussöhnung mit
der Gnade und dem Erbarmen des Herrn kommen,
während Du den Drachen
ergreifst,
die alte Schlange, die der
Teufel und der Satan ist,
und ihn gefesselt in den
Abgrund stürzt und bindest,
damit er die Völker nicht
mehr verführe.
Amen.
Wenn man den Ernst dieses Gebetes liest, man beachte dabei diesen Satz:
AntwortenLöschen"Selbst am heiligen Ort, wo der Sitz des heiligen Petrus und der Lehrstuhl der Wahrheit
zur Erleuchtung der Völker errichtet ist,
haben sie den Thron ihrer abscheulichen Gottlosigkeit aufgestellt,
voller Heimtücke, damit, nachdem der Hirt geschlagen ist,
sie auch die Herde zerstreuen können."
dann wirkt ein Satz wie jener seines Nachfolgers Pius X.
"Denn wer vermag die geheimen Gnadenschätze zu ermessen und aufzuzählen, die Gott auf die Vermittlung der seligsten Jungfrau hin diese ganze Zeit hindurch der Kirche zugewendet hat? Aber abgesehen davon: Haben wir nicht zur rechten Zeit die Abhaltung des Vatikanischen Konzils erlebt und damit die Glaubenserklärung der Unfehlbarkeit des Papstes, die allen künftigen Irrungen rechtzeitig einen wirksamen Riegel vorschiebt? Sind wir nicht Zeugen ungeahnter und nie da gewesener Beteuerungen der Liebe gewesen, die aus allen Ständen und Länderstrichen die Gläubigen schon seit längerer Zeit hierher zog, dem Stellvertreter Christi Verehrung und Huldigung zu erweisen?" (Ad diem illum laetissimum II, 3, aus dem Jahr 1904)
dagegen kraftmeierisch und oberflächlich.
Jedem muss die an sich - aus heutiger Sicht - sogar unselige Verschiebung des Schwerpunktes auffallen:
Die Furcht Leos XIII., auch die genaue Sicht darauf, dass auch nach der Verkündung des Unfehlbarkeitsdogmas die Gefahr erst recht nicht gebannt ist, sondern sogar noch brisanter ist, weil mit dem geplanten Fall des Petrus alles fallen wird, schlug Pius X. ganz offenkundig in den Wind.
Irgendwie ist der Satz fast ein wenig im Stil des "Hoppla-jetzt-komm-ich" gesagt. Eigentlich geht es in dieser Enzyklika ja um die Gottesmutter und den 50. Jahrestag des Dogmas von der Immaculata. Pius X. sagt das mit einem Satz, auch dass Gott durch Maria ungezählte Gnaden für uns wirkt, um gleich ausführlich auf das Papstamt zu sprechen zu kommen und die wirklich falsche Meinung, mit dem Unfehlbarkeitsdogma sei "ein für allemal" die Gefahr gebannt.
Den meisten Katholiken fällt das nicht auf, dass Pius X. einige Dinge, die Leo XIII. mit Dringlichkeit und großer Sorge geäußert hat, mehr oder weniger in den Wind geschlagen hat. Das Papstdogma war auch 1888 schon verkündet und dennoch wusste Leo, dass das nicht gutgehen würde. Pius dagegen meinte, durch einen solchen Formakt auf der sicheren Seite zu sein, was, gemessen an Leos tiefen und sorgenvoll-väterlichen Sätzen oberflächlich wirkt.
Leo XIII. hatte auch in 17 Enzykliken der ganzen Kirche inständig den Rosenkranz als Bollwerk gegen den Satan ans Herz gelegt. Auch das hat Pius X. nicht weiter verfolgt und sich stattdessen auf anderes verlegt, was aber definitiv keinen Erfolg hatte.
Mir liegt diese Erkenntnis, dass da etwas ungut verlaufen ist und es ein Fehler war, das, was Leo XIII. grundgelegt hatte, erst zu marginalisieren, später dann ganz aufzugeben, wie ein Stein im Magen. Diese fatale Entwicklung begann tatsächlich gleich mit Pius X. und nicht erst später.
Warum merkt das keiner?
Ja, es lohnt sich unbedingt dieses Gebet wieder zu beten!
AntwortenLöschenIch mache es......