Freilich ist die Bekehrung
der Seelen an sich Gott lieber als die Bekämpfung irgendeiner Begierde. Nichtsdestoweniger
darfst du nicht das wollen und ausführen, was erhabener und vorzüglicher ist,
sondern das, was Gott in erster Linie fordert und will. Zweifellos verlangt und
wünscht er von dir zuerst, dass du den Kampf aufnimmst und auf die Überwindung deiner
Leidenschaften bedacht bist, als dass du bei irgendeiner freiwilligen,
ungeordneten Neigung große und erhabene Werke vollbringst.
Christliche Seele! Nun
kennst du das Wesen der christlichen Vollkommenheit und weißt, dass du zu ihrer
Erlangung einen ununterbrochenen und hartnäckigen Kampf gegen dich beginnen musst;
darum ist es auch notwendig, dass du dich mit brauchbaren Waffen versiehst, die
in diesem geistlichen Kampfe zum Siege unentbehrlich sind.
Dieselben sind folgende:
Das Misstrauen gegen dich
selbst, das Vertrauen auf Gott, die Tugendübung und das Gebet.
Lorenzo Scupoli
(1530-1610) war Priester im Orden der Theatiner. Im achten Jahr seines
Priestertums wurde er degradiert und lebte fortan als Laienbruder in seiner
Gemeinschaft.
Alle Zitate aus: Lorenzo
Scupoli, Der geistliche Kampf.
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