Obwohl wir an sich doch nur
ein Nichts sind, reden wir uns ein, wir seien doch etwas, und überschätzen
deshalb ohne jeglichen Grund unsere eigenen Kräfte und bauen vermessentlich auf
uns selbst.
Dieser Fehler, den wir nur
schwer erkennen, missfällt Gott sehr, weil er von uns die aufrichtige Überzeugung
von jener untrüglichen Wahrheit wünscht, dass jede Gnade und Tugend von ihm als
dem Urquell alles Guten herrührt und dass von uns selbst nicht einmal ein guter
Gedanke stammen kann, der ihm wohlgefällig wäre (vgl. 2 Kor 3, 5).
Ebenso ist auch dieses so
notwendige Misstrauen gegen uns selbst gleichfalls ein Werk seiner göttlichen
Hand, die Gott seinen geliebten Freunden bald mittels heiliger, innerer
Erleuchtungen, bald mittels harter Schicksalsschläge, bald in heftigen und fast
unüberwindbaren Anfechtungen und bald in anderen, von uns nicht wahrnehmbaren
Mitteln zu reichen pflegt.
Lorenzo Scupoli
(1530-1610) war Priester im Orden der Theatiner. Im achten Jahr seines
Priestertums wurde er degradiert und lebte fortan als Laienbruder in seiner
Gemeinschaft.
Alle Zitate aus: Lorenzo
Scupoli, Der geistliche Kampf.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen