Die Jungfrau, mehr noch
als der Täufer, ist Bild und Gleichnis für die Adventshaltung der Kirche. Was
Maria im ersten Advent, bei der Erscheinung Gottes im Fleische war, das ist die
Ekklesia im liturgischen Advent, bei der Erscheinung Gottes im Kult:
jungfräuliche Erde, die
den Herabsteigenden als Tau vom Himmel empfängt und als Blüte ihn aufsprossen
läßt;
Braut und Mutter, die den
Himmlischen im irdischen Schöße trägt und dem Unsichtbaren das sichtbare Kleid
des Menschenleibes webt, um ihn, den Gott der Himmel, als Kind der Erde darzustellen.
Das Bild Mariens geht
darum durch die ganze Adventsliturgie, und je mehr wir uns dem Feste der Geburt
nähern, um so stärker tritt es hervor. Vor allem der heutige Quatembermittwoch
trägt stark marianische Züge. Schon die römische Stationskirche versammelt uns
im Hause der Jungfrau. Der Introitus läßt sie, noch in der Verschleierung eines
symbolischen Bildes, selbst erscheinen: als gnadenbetaute und segensprossende
Erde. Die zweite Lesung weist mit prophetischem Finger auf die Jungfrau-Mutter.
Das Evangelium hebt den Schleier vollends und offenbart im Bericht der
Verkündigung das Mysterium der Menschwerdung Gottes: die jungfräuliche
Empfängnis und Geburt. Dieses Evangelium im besonderen gibt dem Tag seit alters
sein Gepräge. Es macht ihn zum Tag der Verkündigung, wie denn auch das eigentliche
Verkündigungsfest des 25. März in alter Zeit von manchen Kirchen im Advent
gefeiert wurde.
Diese starke Bezugnahme
auf Maria möchte uns den Advent wieder mehr als Vorbereitung auf das Fest der
Geburt im engeren Sinne erscheinen lassen. Das wundert uns, zumal bei einer
Quatembermesse.
Wir wissen, daß die
Quatember, älter als der Advent und selbst die Quadragesima, ursprünglich die
drei, später vier jährlichen Fastenzeiten der Kirche waren, die nachträglich
den Charakter einer Erntedankfeier annahmen.
Vor allem das
Dezemberfasten war schon zur Zeit des heiligen Papstes Leo des Großen stark von
diesem Motiv bestimmt. Durch Fasten und Almosen, maßvollen Genuß und
selbstloses Mitteilen der gottgeschenkten Erdenfrüchte brachte man dem
himmlischen Geber alles Guten den schuldigen Dankeszehnt von den Gaben des
Jahres. Es wäre also viel eher die Spur dieses Fasten- und Erntedankmotivs, der
wir in den Quatembermessen des Advents zu begegnen erwarteten.
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