Seiten dieses Blogs

Freitag, 6. Dezember 2013

Erster Adventssonntag (6)

Eingeschlossen in diese Bitte um die Schau des Erlösungswerkes in der geheimnisvollen Gegenwart des Mysteriums ist das Verlangen nach Teilnahme, Mitleben. Die Kirche will den Weg Christi sehen, um ihn mit ihm zu gehen; sie will sein Heilswerk mit ihm wirken. Das erwartet sie von der liturgischen Jahresfeier: Sie will mit dem Herrn leiden und auferstehen. Sie will seine Menschwerdung und alles, was daraus folgte, so mitleben, daß sie mit ihm „Gott werden" kann.

„Werden wir um seinetwillen Götter, da er unsertwegen Mensch geworden ist", ruft der heilige Gregor von Nazianz aus. Die Kirche weiß, daß sie nur mit dem Herrn dieses Wunder vollbringen kann. Er tut alles. Er trägt sie bei dem gewaltigen Sprung von der Erde zum Himmel. Sie muß ihn nur in sich hineinlassen, offen und bereit sein für ihn: ein leeres Gefäß, wohlumgepflügte, aufgelockerte Erde, in die er ungehindert einströmen kann als Tau und Same. „Der Herr wird seinen Segen geben und unser Land seine Frucht spenden."

Das ist kein untätiges Warten, kein Quietismus. Alles erwarten wir vom Herrn und seiner Kraft, die in der heiligen Mysterienfeier wirkt. Aber das Wegräumen des Hindernden ist unser notwendiges Tun. Hier verbinden sich Mystik und Moral.

Wir werden dieser Bindung immer wieder begegnen im Verlaufe der liturgischen Jahresfeier. Der Herr wirkt in ihr das Wunder der Vergöttlichung an uns. Er kommt, seinen Weg zu gehen und uns mit sich zu tragen in seinem kühnen Sprung vom Kreuze zum Thron des Vaters. Aber wir müssen auch frei sein von jeder beschwerenden Sorgen- und Sündenlast.

Es gilt einen harten Weg und Kampf zusammen mit dem Herrn, für den man gerüstet sein muß. „Laßt uns also die Werke der Finsternis ablegen und die Waffenrüstung des Lichtes anziehen. Wie am lichten Tage laßt uns ehrbar wandeln, nicht in Schwelgereien und Gelagen, nicht in Wollust und Ausschweifungen, nicht in Streit und Eifersucht. Zieht vielmehr den Herrn Jesus Christus an!"

Unsere begehrliche, zur Sünde geneigte Natur müssen wir ablegen und die gekreuzigte Menschheit Jesu Christi anziehen. Nur dann kann der Riesenweg des Herrn uns gelingen.

(Aemiliana Löhr, Das Herrenjahr)



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen