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Freitag, 27. Dezember 2013

Dritte Weihnachtsmesse

Und nun sind wir hinübergegangen. 
Wir stehen im vollen Tage des Festes, „ganz überschüttet vom Neulicht des fleischgewordenen Wortes". Das Licht, das in der Morgenfrühe über uns aufflammte, ist auf die Erde herabgestiegen und hat sich ausgebreitet: „Der heilige Tag umleuchtet uns". Und es ist, wenn wir an das Schöpfungs- und Paradiesesbild der Morgenmesse zurückdenken, der erste Tag der neuen Welt:

Die Finsternis flieht, das Licht leuchtet auf, Tag und Nacht scheiden sich, und die Sonne erleuchtet den Tag. Alles aber in einer übernatürlichen, göttlichen Weise; denn der Logos selbst ist das Licht, und „das Licht leuchtet in der Finsternis". Und Gott nennt die Finsternis Nacht — das ist diese Welt — und das Licht Tag - das ist Christus, die „wahre Sonne" und der „wahre Tag". „Und es wird Abend und Morgen: der erste Tag'". Zuerst Abend; denn „am sinkenden Abend der Welt" kommt der menschgewordene Logos, das Licht vom Himmel, in die Finsternis der Sünde und des Todes, und durch ihn wird es Morgen. Abend und Morgen: der erste Tag. „Der heilige Tag leuchtet uns auf. Kommt, ihr Völker, betet Gott an; denn heute ist das große Licht auf die Erde herabgekommen'."

In diesen Tag und dieses Licht stellt uns die dritte Weihnachtsmesse, die Tagesmesse, hinein. Sie ist die älteste der drei Messen; darum mag sich in ihr das in allen gleichmäßig Gegenwärtige bedeutender und eindringlicher ausgesprochen haben. Es ist wirklicher Tagesglanz über dieser Messe. Alles ist groß in ihr. Das bürgerliche Weihnachtsidyll, das den Blick auf die Größe des eigentlichen Festmysteriums mit der Zeit fast ganz verdeckt hat, zerweht vor der Macht dieser Texte. Wohl weckt gleich das erste Wort unserer Messe die Vorstellung des „Kindes". Aber beachten wir, wie sie sofort ins Große und Göttliche gewandt wird!

„Das Kind ist uns geboren, der Sohn uns geschenkt!" Schon dieses „uns" ist von Bedeutung. Uns, dieser hier versammelten Ekklesia, ist das Kind geboren und der Sohn geschenkt. Uns macht dieser Tag zur Mutter Christi. Und nicht nur uns. Allen Christusgläubigen, an so vielen Orten der Erde sie in dieser Stunde sich um den Opferaltar scharen, der ganzen Ekklesia, wird das Kind geboren. 
Und wiederum nicht nur ihr. 
Dieses Kind kommt als „Heiland der Welt", das sagte uns schon die Messe in der Morgenfrühe. „Vor den Augen aller Völker macht Gott seinen Heiland offenbar und entschleiert seine Gerechtigkeit." „Alle Enden der Erde schauen unsern Heilandgott."

(Aemiliana Löhr, Das Herrenjahr)


1 Kommentar:

  1. Danke für die Texte von Aemiliana Löhr...wie schön wäre es, man könnte diese Hl. Messen irgendwo realiter erleben, so, dass genau dies alles zelebriert, gepredigt und dargestellt würde...nichts fehlt der Kirche mehr als das...was wäre das, wenn weltweit, landauf landab, das und nur das zum Leuchten käme!
    Das wäre wahrlich ein "Licht in der Finsternis", die diese Welt doch so sichtbar und unverkennbar immer mehr verschlingen will...

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