„Tauet, ihr Himmel, von
oben, und ihr, Wolken, regnet den Gerechten herab! Tu dich auf, Erde, und laß
den Heiland entspringen“, so singen wir im Eingangslied der Messe. Von oben
kommt der Herr, wenn wir in wenigen Tagen die Feier der Menschwerdung Gottes
begehen; er steigt hernieder, er bringt sich zum Opfer dar. Von oben kommt mit
und in ihm das göttliche Leben und will uns erfüllen. Der Herr ist das Himmlische,
wir sind Erde. Von der Erde draußen, vom Ackerland ist das Bild genommen.
Es öffnet sich und saugt
die Feuchtigkeit von oben ein: Tau und Regen. Dann quillt in ihm der Same,
keimt und sproßt. So wird die Erde unserer menschlichen sündhaften Natur, wenn
sie sich bei der Ankunft Christi in der liturgischen Feier gläubig und
bereitwillig öffnet, von der himmlischen Kraft, die wie Tau und Regen sanft
herabströmt, ganz durchdrungen; der Same des göttlichen Lebens, der durch die
Taufe in uns gelegt ist, quillt auf, keimt und sproßt und der Erde des Herzens
entspringt der — Heiland, das heißt: ein neuer, reiner, von göttlicher Kraft
erfüllter Mensch, der Christusmensch.
(Aemiliana Löhr, Das
Herrenjahr)
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