Gott muß sich zu ihm herabneigen.
Gottes erbarmende Liebe, die von der Armut des Menschen angezogen wird, gewährt das Heil. „Zeige, offenbare, enthülle deine Liebe", bittet darum die Kirche, „und gib uns dein Heil!" Damit streckt sie sich aus nach der nahen Feier der Menschwerdung Gottes. In ihr beginnt die Offenbarung der göttlichen Liebe. Alles, was folgt Leben, Leiden, Tod, Auferstehung, Sendung des Geistes und Endgericht —, enthüllt sie immer strahlender.
An diese ganze „kommende
Feier" unserer Erlösung und innerlichen „Wiederaufrichtung" denkt die
Kirche, wenn sie im Graduale bittet: „Zeige mir deine Wege, o Herr, und lehre
mich deine Pfade gehen!" Das ist zunächst auch wieder Bitte um eine
Schau, um Vergegenwärtigung des ganzen Christusweges, von dem die Communio des
Quatembersamstags im Advent singt: „Wie ein Riese frohlockt er, seinen Weg zu
laufen. Vom höchsten Himmel geht er aus und kehrt zum höchsten Himmel wieder
heim." Christi Weg will sie sehen, den Weg, durch den er uns erlöst hat.
Ein gewaltiger Weg! Sprünge eines Riesen!
„Mit einem Sprung
gleichsam kam er in diese Welt", sagt der heilige Ambrosius.
„Beim Vater war er; er kam
in die Jungfrau, und aus der Jungfrau sprang er in die Krippe. In der Krippe
war er und glänzte hervor aus dem Himmel. Er stieg hinab in den Jordan, er
stieg hinauf auf das Kreuz. Nieder stieg er ins Grab, stand auf aus dem Grabe
und setzte sich zur Rechten des Vaters
Welche Kraft konnte ihn
tragen bei diesem Sprunge vom Himmel zur Erde und von der Erde zum Himmel, wenn
nicht die Wesenskraft der Gottheit, die Liebe? Darum ist das Gebet: Zeige mir
deine Wege! im Grunde eins mit dem anderen: Zeige mir deine Liebe! Den Weg der
Erlösung sehen, das ist soviel wie die göttliche Liebe schauen.
(Aemiliana Löhr, Das
Herrenjahr)
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