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Dienstag, 3. Dezember 2013

Erster Adventssonntag (3)

Die Gottesgegenwart ist Gericht; 
sie scheidet die Gottesverächter von den Gottesfreunden. 

Diese schauen in der irdischen Verhüllung - sei es die menschliche Gestalt Jesu, sei es das Sichtbare der Mysterienfeier - den gegenwärtigen Gott und werden heil; jene verkennen ihn in der Armut der äußeren Gestalt und stürzen mit Blindheit geschlagen „hinaus", aus dem heiligen Ring der immer neuen Gottesadvente hinaus in die ewige Finsternis des Unglaubens und der Gottesferne. 

Jede Ankunft Gottes nimmt darum als Gericht auch das Ende voraus, die letzte Entscheidung, die alles vollendet.

Und so, als Gericht und Vollendung, erlebt die Kirche besonders in den letzten Wochen des liturgischen Jahres, aber auch heute und an den nächsten Sonntagen das Kommen Gottes. Sie sind ihr zusammen mit den Festen der Geburt und Erscheinung, Weihnachten und Epiphanie, ein großer „Adventus Domini". Wohl ist dieser liturgische Advent ihr vor allem die Feier der Menschwerdung Gottes, seiner ersten Ankunft im Fleische. Aber die Menschheit Christi ist ihr seit seiner Auferstehung untrennbar von der Glorie der Verklärung. Es ist der auferstandene und verklärte Herr, den die Kirche jetzt erwartet, der durch Passion und Auferstehung zur Rechten Gottes erhöhte „Kyrios Jesus", der gleiche, der als Herr in Herrlichkeit am Ende der Zeiten zum Gerichte kommt.

Das gibt der Feier des liturgischen Advents den ernsten, großen Zug. Die Kirche erwartet ihren Herrn und Bräutigam Christus als Herrn der Welt zum Gericht. Aber dieses Gericht ist jetzt noch Gnade. Am Ende der Zeiten wird die Ankunft des Herrn aufflammen wie der Blitz und die Gottesverächter endgültig niederstrecken in ewigem Tode.

Heute leuchtet sein Kommen noch mild und lebenspendend wie die Sonne des Frühlings. Das Licht seiner Ankunft ist Gericht und Gnade zugleich. Es dringt in die Herzen und reinigt sie vom Bösen. Die Sünde der Gottesverachtung, die Finsternis der Herzensblindheit vergeht vor der „Sonne der Gerechtigkeit". Darum ersehnt die Kirche dieses belebende Gericht: 

„Weck auf, wir bitten dich, Herr, deine Macht und komm! Gefahren drohen uns durch unsere Sünden. Wenn du uns schützest, können wir entrinnen. Befreist du uns (durch dein Gericht), so werden wir geheilt."

(Aemiliana Löhr, Das Herrenjahr)



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