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Dienstag, 10. Dezember 2013

Zweiter Adventssonntag (3)

Der Herold ruft:

„Volk Sion, siehe, der Herr kommt, die Heiden zu erlösen!
Die Herrlichkeit seiner Stimme läßt er erschallen zur Freude eures Herzens."

Welch eine Spannung in diesem „ecce" (sieh)!
Welch ausbrechender Jubel im Fortgang der Melodie!
Man erschauert. Man fühlt:
hier wird etwas Ungeheures angekündigt - ein Mysterium. Das Mysterium Christi, die heilige liturgische Jahresfeier der Erlösung. Weihnachten ist nur ihr leiser Anfang.

Der Heroldsruf weist daraufhin und zugleich weit hinaus auf die größere Folge der Geschehnisse, die unser Heil wirken sollen. Der sieghafte Glanz des Osterjubels ist schon in der strahlenden Freude dieser Melodie. „Die Herrlichkeit seiner Stimme läßt er erschallen...." Ja, er läßt sie erschallen am Ostermorgen, wenn er aus dem Grabe sich emporschwingt zum Throne des Vaters! Er läßt sie erschallen in der Pentekoste, wenn seine lebendige Kraft sich ergießt. Er läßt sie erschallen bei seiner letzten Ankunft, bei der Parusie am Weltende. Wie eine feierliche Verkündigung nahen Sonnenaufgangs ist das „ecce" des Introitus in der Messe des zweiten Adventssonntags.

„Der Aufgang aus der Höhe" ist angekündigt:
Christus, die „Sonne der Gerechtigkeit".

Aufstrahlen wird sie am Feste der Menschwerdung und Erscheinung, untertauchen im Meer der Leiden während der Großen Woche, von neuem siegend sich erheben am Ostermorgen und dann ruhig und stetig von der Höhe des Himmels aus ihr belebendes Licht auf die Kirche niederstrahlen lassen während der stillen Reifezeit nach Pfingsten. Was den Menschen der vorchristlichen Zeit die Sonne war, das ist uns Christus. Er ist die überschwengliche geistige Erfüllung dessen, was das irdische Licht darstellt. Er ist die wahre Sonne, die mit gewaltigem Dröhnen erscheint und ihre Bahn wandelt unter der Musik der Engelchöre:

„Die Herrlichkeit seiner Stimme läßt er erschallen!"

(Aemiliana Löhr, Das Herrenjahr)




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