„Volk Sion, siehe, der
Herr kommt, die Heiden zu erlösen!
Die Herrlichkeit seiner
Stimme läßt er erschallen zur Freude eures Herzens."
Welch eine Spannung in
diesem „ecce" (sieh)!
Welch ausbrechender Jubel
im Fortgang der Melodie!
Man erschauert. Man fühlt:
hier wird etwas Ungeheures
angekündigt - ein Mysterium. Das Mysterium Christi, die heilige liturgische
Jahresfeier der Erlösung. Weihnachten ist nur ihr leiser Anfang.
Der Heroldsruf weist
daraufhin und zugleich weit hinaus auf die größere Folge der Geschehnisse, die
unser Heil wirken sollen. Der sieghafte Glanz des Osterjubels ist schon in der
strahlenden Freude dieser Melodie. „Die Herrlichkeit seiner Stimme läßt er
erschallen...." Ja, er läßt sie erschallen am Ostermorgen, wenn er aus dem
Grabe sich emporschwingt zum Throne des Vaters! Er läßt sie erschallen in der Pentekoste,
wenn seine lebendige Kraft sich ergießt. Er läßt sie erschallen bei seiner
letzten Ankunft, bei der Parusie am Weltende. Wie eine feierliche Verkündigung nahen
Sonnenaufgangs ist das „ecce" des Introitus in der Messe des zweiten
Adventssonntags.
„Der Aufgang aus der Höhe"
ist angekündigt:
Christus, die „Sonne der
Gerechtigkeit".
Aufstrahlen wird sie am Feste der Menschwerdung und Erscheinung, untertauchen im Meer der Leiden während der Großen Woche, von neuem siegend sich erheben am Ostermorgen und dann ruhig und stetig von der Höhe des Himmels aus ihr belebendes Licht auf die Kirche niederstrahlen lassen während der stillen Reifezeit nach Pfingsten. Was den Menschen der vorchristlichen Zeit die Sonne war, das ist uns Christus. Er ist die überschwengliche geistige Erfüllung dessen, was das irdische Licht darstellt. Er ist die wahre Sonne, die mit gewaltigem Dröhnen erscheint und ihre Bahn wandelt unter der Musik der Engelchöre:
„Die Herrlichkeit seiner Stimme läßt er erschallen!"
(Aemiliana Löhr, Das
Herrenjahr)
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