Man möchte die beiden Tage
fast unter dem Namen der Verkündigung und Heimsuchung feiern; denn wie sehr
gehört nicht beides — das Verkündigen und das Heimsuchen — zum Advent.
Muß das Kommen nicht
angekündigt werden, und ist nicht „heimsuchen" nur ein anderer innigerer
Ausdruck für „kommen"? Und doch kennen wir die Verkündigung und die
Heimsuchung als Feste der Jungfrau im besonderen und eigentümlichen Sinne, als
Marienfeste, die ihr bestimmtes Datum außerhalb des liturgischen Advents haben.
Wir spüren aber, wieviel
organischer und dem Symbolcharakter der Liturgie entsprechender die beiden
Feste sich in den Advent einbauen, wie hier ihr wahrer und eigentlicher Platz
ist, und wie sie sich hier, über ihren einmaligen historischen Bezug hinaus,
als Verkündigung und Heimsuchung im allgemeingültigen und immerwährenden Sinn
enthüllen, als Teilmysterien in dem großen, gleichfalls allgemeingültigen und
immerwährenden Adventsmysterium.
Und trotzdem bleiben sie
auch hier durchaus die Feste der Jungfrau, aber nun freilich auch nicht mehr
der Jungfrau im einmaligen historischen Sinn, nicht so sehr Feste Mariens, der
jungfräulichen Mutter Jesu, als vielmehr Feste der Jungfrau als solcher im
allgemeinen und typischen Sinne.
Die Jungfrau als große
symbolische Gestalt und als solche in ihrer wesensmäßigen Bindung mit dem
Advent leuchtet hier auf. Jungfrau und Advent gehören zusammen. Gott ist
gekommen, und er kam zur Jungfrau. Der Weg des Unsichtbaren zu den Menschen
geht durch die Jungfrau. Die Herrlichkeit des Ankommenden liebt unberührte
Straßen und verschlossene Pforten.
„Diese Tür wird
verschlossen bleiben, verschlossen für den Fürsten."
Wie oft hat man für
königliche Füße neue Wege gebaut! Wenn aber Gott kommt, so spricht er: „Ich bin
der Weg . . ., ich bin die Tür."
Seinem Kommen ziemt
jungfräuliches, wegeloses Land und verschlossene Tür.
Gott kommt zur Jungfrau.
(Aemiliana Löhr, Das
Herrenjahr)
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