und komm und eile uns mit großer
Kraft zu Hilfe!
Laß gnadenvoll deine
Verzeihung und Versöhnung
vorantreiben, was unsere Sünden
aufhalten",
das Wachstum nämlich, das Aufsprossen
des neuen inneren Menschen. Christus ist der Herr des Weinbergs, der voll Liebe
selbst die Steine ausliest, die Erde auflockert, damit sie reichliche Frucht
bringen kann. In der heutigen Liturgiefeier kommt er vor allem, um dieses Werk
der Reinigung an uns zu tun, damit in der heiligen Nacht der Tau aus der Höhe ungehindert
einströmen und die Seele den Wein des göttlichen Lebens zur Reife bringen kann.
+++
Jungfräulich, bräutlich
ist diese Seelenhaltung. Darum ziemt sie der Braut Christi, der Kirche. Ihr Typus
ist Maria, die Jungfrau und Magd des Herrn. Voll Glauben und Demut sprach sie
ihr Fiat. Dadurch hatte sie der Gnade den Weg geöffnet. Die Kraft des
Allerhöchsten konnte in sie einströmen. Sie konnte Gott gebären, weil sie, wie
der heilige Leo der Große sagt, „das gottmenschliche Kind zuerst im Geiste
empfangen hatte, bevor sie es leiblich empfingt". Der Opferungsgesang
preist sie als „Gesegnete unter den Frauen", nicht weil sie leiblich den Sohn
Gottes empfing und gebar, sondern weil ihre Seele so jungfräulich, das heißt:
so gelöst von allem Irdischen und so demütig Gott hingegeben war, daß er sie
ganz erfüllen konnte. Darum nennt der Engel sie „voll der Gnade", und nur
darum konnte sie auch leiblich Mutter des Herrn werden.
Wie Maria steht auch die
Kirche jetzt - Jungfrau und Magd - am Beginn der liturgischen Jahresfeier und
erwartet alles von der Gnade des Herrn. Ihr muß die Seele gleichen, die den
Herrn empfangen und gebären will. Das ist es, was sie von der Feier der
Menschwerdung erwartet; denn „wo soll gemäß der höheren Erkenntnis Christus
geboren werden, wenn nicht in deinem Herzen und in deiner Brust?" Es wird
uns geschehen, wenn unsere Seele Jungfrau ist wie Maria. „Die Jungfrau wird
empfangen und den Sohn gebären", verheißt der Kommuniongesang heute, „und
sein Name wird sein Emmanuel, - Gott mit uns."
Jahr für Jahr soll unsere
Seele in Gericht und Buße sich erneuern und zu reiner Hingabe läutern, Jungfrau
werden, damit von neuem Gott in ihr geboren werden kann. Das ist der Inhalt des
Weihnachtsmysteriums. „Nahe ist der Herr allen, die ihn nennen", singt
darum in erwartungsvoller Gewißheit das Graduale, „allen, die ihn nennen in der
Wahrheit." In der Wahrheit, das heißt: in der demütigen Anerkennung der
eigenen Nichtigkeit, die alles von Gott erwartet.
Nahe ist der Herr,
wahrhaft ein „Gott mit uns" für den Christen, in dem seit der Taufe
Christus lebt. Aber dieses göttliche Leben in uns ist ebenso zart wie stark.
Leicht welkt es in der unvorsichtigen und allzu nahen Berührung mit Sünde und
Welt. Jetzt aber kann es neu erstarken, ja neu geboren werden. „Laß durch die
häufige Feier des Mysteriums die Wirklichkeit unseres Heiles wachsen",
betet darum die Kirche heute.
Was wird aus uns durch die
erneute mystische Gottesgeburt?
Das sagt uns die Lesung
aus dem ersten Korintherbrief des heiligen Paulus, die ein Bild erfüllter
Wirklichkeit neben die verheißenden stellt. Die liturgische Feier der
Menschwerdung und Erlösung macht aus uns, wenn wir in der rechten jungfräulichen
Seelenhaltung daran teilnehmen, neue vergöttlichte Menschen, die sprechen
dürfen: „Ich bin mir nichts bewußt, doch bin ich deshalb noch nicht
gerechtfertigt. Der mich richtet aber ist der Herr."
Das ist die demütige
Sicherheit und Unbekümmertheit um menschliches Richten und Urteilen, in der nur
der erlöste Mensch seinen Weg gehen kann. Das Selbstbewußtsein Christi lebt in
ihm.
(Aemiliana Löhr, Das
Herrenjahr)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen