Sein Ich war ausgelöscht
und hatte dem Herrn Raum gegeben. Seine Stimme gab er dem göttlichen Worte, das
sich durch ihn verkündete. Engel Gottes verdiente er von Christus genannt zu
werden. Indem die Kirche die innere geistige Form dieses Mannes annimmt, bekommt
ihr Opfergang einen erschütternden Ernst. Er wird zum Ausdruck ihrer vollkommenen
Selbsthingabe. Sie wird leer von sich, um Christi göttliches Leben in sich
aufzunehmen. Sie gibt sich in jedem ihrer Glieder mit ihrem irdischen Sein hin,
um sich verwandelt und vergöttlicht wieder zu empfangen.
Wie klar bewußt mußte das
den Christen der Frühzeit werden, wenn sie bei der Opferung Brot und Wein zum
Altare brachten und ihre Gabe als Leib und Blut Christi zurückerhielten!
Aber auch für uns bedeutet
die Opferung der Messe das gleiche.
Auch wir erwarten von der
Hingabe unseres Ichs das Wunder der Wandlung und Vergöttlichung mit dem in der
Messe sterbenden und auferstehenden Christus.
Darum bitten wir in der Postcommunio
als von der Speise geistlicher Nahrung Gesättigte den Herrn, er möge uns
lehren, das Irdische zu verachten und das Himmlische zu lieben. Erst dadurch
vermögen wir als wahre Herolde Christi unter unseren Brüdern zu stehen.
Das ist eigentlich katholische
Aktion:
uns umformen lassen von
der Kraft Christi im Opfer und in der Liturgie seiner Kirche und dann durch unser
christuserfülltes Sein der Welt die Schönheit Christi aufglänzen lassen.
Aber es genügt nicht, daß
jeder für sich Vorläufer des Herrn sei. Erst wenn die einzelnen sich in Liebe zusammenschließen
zum heiligen Leibe der Ekklesia, kann der Herr wahrhaft „aus Sion
aufglänzen". Die Epistel weist den Weg dazu: Nur eines wissen und wollen,
einmütig und mit einem Munde Gott verherrlichen und einander aufnehmen, wie
Christus uns aufgenommen und sich unser angenommen hat. Das ist nichts Großes,
nichts Gewaltiges. Nicht durch äußere Macht, durch Glanz und Pracht läßt die Kirche
vor den Augen der Welt den Herrn aufleuchten. Wenn es ihr daran gebricht, so
braucht uns das nicht bangen zu lassen. Wenn nur die Liebe, die Geduld, die
Demut, die Einmütigkeit, das Gotteslob in ihr ist, dann strahlt der Herr aus Sion
auf und besiegt mit seiner Schönheit die Heiden.
(Aemiliana Löhr, Das
Herrenjahr)
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