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Dienstag, 24. Dezember 2013

Weihnachtsvigil

HODIE

So stellt uns gleich der Introitus der Vigilmesse als wahres Tor zum Feste in die ganze, doppelte und dreifache Wirklichkeit der Gottesankunft hinein: der gekommen ist und kommen wird, kommt heute. Das ist mit einem Worte die Weihnachtswirklichkeit, die gleich darauf in der Tagesoration nochmals mit aller Deutlichkeit ausgesprochen wird:

„Laß uns deinen Eingeborenen, den wir als Erlöser freudig empfangen, auch dann mit Zuversicht schauen, wenn er als Richter kommt!"

Und beachten wir nun, daß dieses nämliche Gebet von der „jährlichen Erwartung unserer Erlösung" spricht, daß die Epistel von dem kommenden Herrn sagt:
„Er ist dem Fleische nach aus Davids Samen geworden, gemäß dem heiligen Pneuma aber seit seiner Auferstehung von den Toten zum Sohne Gottes in Macht bestellt", und daß der Opferungspsalm gleichfalls das triumphale Bild des Siegers über Tod und Hölle heraufruft, dem die „ewigen Tore" des Himmels sich zu glorreicher Heimkehr öffnen, so haben wir hier gleich zu Beginn der liturgischen Jahresfeier das Ganze der Erlösung vor uns, und es beweist sich aus der Liturgie selbst heraus, daß „das Mysterium immer ganz" ist".

Wir feiern heute das Kommen Gottes, sein erstes Erscheinen auf Erden, seine Geburt; aber mit ihr zugleich kommt auch sein Tod und seine Auferstehung, kommt auch seine Wiederkunft am Ende der Zeiten zur Darstellung.

Denn sein Kommen ist ein Kommen zum Heile: „Veniet et salvabit nos." Das Heil aber wird gewirkt durch Tod und Auferstehung und vollendet in der Wiederkehr, und wenn diese zeitlich auseinanderliegen, so fallen sie doch in der mystischen Gegenwart der Liturgie zusammen. Gottesankunft und Menschenheil sind eins: Er kommt und heilt. Er kommt als Heiland, und das heißt: als Sterbender und Auferstehender. Und so begreifen wir noch mehr, warum das Hodie des Introitus diesen herzanrührenden Liebes klang hat: Nicht nur das Lallen des Kindes, auch der Schrei des am Kreuze Sterbenden ist in ihm.

Und darum auch der merkwürdig offene Schluß des Offertoriums. Ist er nicht wie ein Umwenden an der Tür? Das Kind tritt ein in die Welt, und für den Blick der Liturgie ist das zugleich schon der Eintritt des vom Kreuze zu Gott Erhöhten in den Himmel. Aber auf der Schwelle zögert er und blickt zurück das ist die Erwartung des Mane, die Erwartung der vollen Heilswirklichkeit. Er will nicht allein eintreten.

Zuerst muß geschehen, was die Communio als vollendet schaut: „Entschleiert wird die Herrlichkeit des Herrn, und alles Fleisch schaut unseres Gottes Heil."

Wenn alle mit dem jetzt Kommenden das heilbringende Leiden durchlitten haben und verklärt worden sind, dann wird der „König der Herrlichkeit" vollends eintreten, das Haupt mit dem Leibe, und es wird sich erfüllen, wozu die Welt geschaffen wurde: die Menschen werden Gott schauen.

(Aemiliana Löhr, Das Herrenjahr)




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