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Sonntag, 29. Dezember 2013

Sonntag in der Weihnachtsoktav (1)

Der heutige Sonntag gehört noch ganz in das Weihnachtsmysterium hinein. Zu groß, um in der Feier einer Nacht erschöpft zu sein, dauert das Fest der „neuen Geburt" durch die acht Tage seiner Oktav fort und entfaltet immer beglückender seinen Reichtum.

Der Introitus atmet noch die Schauer der heiligen Nacht. Es ist, als hätten wir den geheiligten Raum der liturgischen Feier seit der weihnachtlichen Mitternachtsstunde noch nicht verlassen. Wie aus tiefer mystischer Versunkenheit erhebt die Kirche ihre Stimme, um abermals das große Geschehen zu verkünden:
„Während tiefes Schweigen alles ringsumher umfing und die Nacht inmitten ihres schnellen Laufes war, kam dein allmächtiges Wort vom Himmel her, vom Königsthrone."
Worte, mit denen das Buch der Weisheit Gottes Advent, sein Erscheinen und Eingreifen in der Paschanacht des israelitischen Volkes schildert, nimmt sie auf ihre Lippen, um die Fleischwerdung des Logos, der zu unserer Erlösung aus dem Ägypten der Sünde erscheint, ehrfürchtig und staunend auszusprechen. Wort und Melodie sind von erhabener Feierlichkeit. Sie gebieten die lautlose Stille, die dem Mysterium geziemt. Gott wird gegenwärtig. Darum schweige der Mensch. Es schweige nicht nur jeder ungeziemende Laut.

Es schweige auch jede persönlich-subjektive Bitte, die menschliche Sorge, das irdische Denken. Der Logos Gottes ist zugegen, das Wort des Vaters erfüllt den Raum. Seine unendliche Botschaft wird in Jahrhunderten und Jahrtausenden nicht zu Ende vernommen — wir schweigen und lauschen.

(Aemiliana Löhr, Das Herrenjahr)


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