Schon hat das Stundengebet
verkündet:
„Christus ist uns
geboren!"
Schon haben die
Responsorien das Freudenwort der gestrigen Messe aufgegriffen: Hodie - heute!
Nun geben sie es weiter an die feierliche Mitternachtsmesse: „Der Herr spricht zu
mir: Du bist mein Sohn! Heute zeuge ich dich!"
Die Verbindung von
Zartheit, Feierlichkeit und Erhabenheit in der gregorianischen Melodie dieser
Eingangsantiphon macht es gewiß: Das Fest ist da, die Knospe hat sich geöffnet.
Wieder, wie gestern, liegt
der ganze Inhalt des Festes in der Eingangsantiphon beschlossen. Wieder ein
Hodie, und der Mund Gottes spricht es. Die Melodie legt zartesten Nachdruck
darauf: Dominus dixit - der Herr spricht. Das Schweigen der Ewigkeit öffnet
sich: Gott spricht. Die Stimme des Kommenden. Die „Herrlichkeit seiner
Stimme". Ja, und was erwarten wir? Posaunenstöße? Den Donner des Sinai?
Wie die Prophetie sagt: „Der Herr brüllt vom Sion her?" Nein, die Stille
des Himmels hängt an seinen Worten und deckt die Unruhe unserer Herzen zu. „Der
Herr spricht."
„Ad me — zu mir."
Darin liegt das Kommen.
Die Stimme geht nicht ins Leere. Sie durchhallt auch nicht die Himmel, sie
spricht nicht zu den Engeln. Ein Menschenmund redet mit Menschenworten: „Der Herr
spricht zu mir: Du bist mein Sohn!" Das ist es: Der Herr spricht, aber
nicht als Herr. Als Vater spricht er zum Sohne. Darum die hörbare Stille in seinem
Wort. Es ist kein Erdenwort. Es wird gesprochen im innersten Herzen Gottes, in
der redenden Stille der Dreifaltigkeit.
(Aemiliana Löhr, Das
Herrenjahr)
Daß hier die Texte von Sr. Ämiliana Löhr, deren Betrachtungen zum Herrenjahr stark von P. Odo Casel geprägt wurden, in letzter Zeit immer wieder zu lesen waren, hat mich sehr gefreut!
AntwortenLöschenGesegnete Weihnachten! Andreas