P.
Paul erhielt umgehend Antwort auf seinen Brief,
und Dom Maxim stellte die Gruppe der Auswanderer zusammen. Die
Liste las er am 23. Oktober im Kapitel vor.
Sie
enthielt manche Überraschung und sprach von ungewöhnlicher Großmut. Der erste
Name auf der Liste war der des P. Eutropius, den er, als P. Paulinus nach
Amerika fuhr, zum Prior von Melleray gemacht hatte.
Das war für viele eine Überraschung, denn P. Eutropius war ein
verhältnismäßig junger Trappist, er hatte erst vor zwei Jahren die Gelübde abgelegt.
Seine Ernennung war ein Beweis für Dom Maxims große Selbstlosigkeit, denn seit
Eutropius sein Amt angetreten hatte, zeigte er ungewöhnlichen
Unternehmungsgeist, Leistungsfähigkeit und die seltene Gabe, mit Menschen
umzugehen. Er würde wohl Dom Maxims rechte Hand geworden sein, wenn er in
Melleray geblieben wäre. P. Paulinus sollte in Kentucky bleiben - während P.
Paul zurückkam -, nicht nur um die Pioniere zu empfangen,
sondern als zweiter Oberer der neuen Kommunität.
Die
ganze Liste war voll Überraschungen.
17
Chormönche, von denen 14 bereits die Gelübde abgelegt haben und 3 noch
Novizen sind, bilden einen Teil der Kommunität: die Patres Eutropius, Paulinus,
Euthymius, Benezet, Robert, Johannes Chrvsostomus, Emmanuel,
Hieronymus, Timotheus, Dorotheus,
Eduard, Ephrem, Michael und Adrian, dazu die Novizen Philemon, Augustin und
Benedikt.
Dazu
23 Laienbrüder: 19 Professen: Lee, Medardus, Jakobus, Karl,
Hilarion, Amedeus, Thomas, Augustin, Theodoret, David,
Saturninus, Matthäus, Isaac, Philibert, Antoninus, Julius,
Eugen, Elias und Hieronymus; ein Novize: Orsise; der Oblate Lazarus; die
Postulanten Ferdinand und Isidor. Und
endlich sollten drei Familiare die Kommunität vervollständigen: Julian, Bedoue
und Huig. Der Name eines zwölf jährigen Jungen, Peter, ließ die Liste auf 44
ansteigen und betonte nachdrücklich die Extreme in einer Gruppe, die schon
genug Gegensätze aufzuweisen hatte.
Die
Mönche waren erstaunt, als sie sahen, dass
sich weißhaarige und gebeugte Männer in dieser Gruppe von Pionieren befanden.
Verlangte nicht die Gründung eines Klosters die Begeisterung und
Kraft der Jugend? Was tat dann P. Benezet, ein Chormönch, mit seinen siebzig
Jahren dabei? Er sollte sich lieber auf die Reise in die Ewigkeit vorbereiten
als auf die Fahrt in die Neue Welt! Und was sollte Isaac, der 67jährige
Laienbruder? Eignete er sich für ein Land, das die Indianer „das dunkle und
blutige“ genannt hatten und das andere als das
unberührte bezeichneten? Die ersten drei der genannten Laienbrüder und auch der
einzige Oblate waren alle an die sechzig. Wie konnte man sich so viele bejahrte
Männer in einer Gruppe erklären, die von jugendlichem Tatendrang erfüllt sein
sollte? Die Antwort ist nicht in der Tatsache zu suchen, dass die meisten
Trappisten ein biblisches Alter erreichen und manche sogar ein höheres, sondern
in der tieferen Erkenntnis, dass St. Benedikt seine Regel schrieb,
als die römische Welt im Innern morsch war und die Barbaren von
außen die Menschheit in einen dunklen Abgrund trieben, in dem sie 500 lange
Jahre leben sollte.
Der
hl. Benedikt hätte wohl kaum Dom Maxim getadelt, weil der 70jährige
P. Benezet zu der gleichen Gruppe gehörte wie der 18jährige Bruder Antonius, noch
auch wegen des anderen Extrems, dass Postulanten und Novizen mit Männern
gingen, die vor ihrem goldenen Jubiläum standen. Eigentlich hatte ja der hl. Benedikt
von Nursia diese anscheinend schlecht gewählte Kommunität zusammengestellt,
als er verlangte, dass Benediktinerklöster weit von den
Behausungen der Menschen entfernt und weitgehend unabhängig und selbstständig sein
sollten, soweit das sterblichen Menschen möglich ist. Weil der Vater der
westlichen Mönche Gottesstädte diesseits des Himmels bauen wollte, lagen die
Benediktinerklöster in den abgelegensten Tälern, oder sie klammerten sich an
unzugängliche Berghänge. Diese Städte mussten
alles zum Leben Notwendige selbst haben, wie „Wasser, eine Mühle, einen Garten,
eine Bäckerei und die verschiedenen Werkstätten, um zu verhindern,
dass die Mönche ausgingen", denn das ist, wie der hI. Benedikt
am Schlusse seiner Regel sagt, „keinesfalls förderlich für ihre Seelen".
(aus
Fr. M. Raymond, Die weißen Mönche von Kentucky, Freiburg 1956)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen