Dieses
also sprach für die sorgfältige Auswahl der scheinbar so schlecht
zusammengestellten Liste. Gethsemani musste seinen
Weber haben, um die Mönche zu kleiden, es brauchte einen Schmied,
die Pferde zu beschlagen und die Wagenräder mit Reifen zu
versehen. Es brauchte Steinmetzen, wenn
es mit den Klosterbauten der Alten Welt wetteifern wollte. - Natürlich brauchte
es auch einen Bäcker, einen Koch, einen
Müller und einen Gärtner, wenn die Bewohner nicht verhungern wollten.
Dom
Maxim suchte seine 43 Mönche mit Sorgfalt aus. Er sah einen geschickten
Bienenzüchter und einen erfahrenen Landwirt vor, ferner drei starke Schmiede,
einen tüchtigen Zimmermann, der wahre Wunderwerke in Holz schaffen konnte,
einen Steinmetzen, einen Schreiner und einen Ingenieur. Er sorgte dafür, dass
für die persönlichen Bedürfnisse der Mönche ein Weber, zwei Schuster, zwei
Schneider, zwei Bäcker und zwei Sattler auf der Liste standen. Zuletzt ernannte
er - er hätte es fast vergessen - einen Krankenwärter. Deshalb waren in der
Gruppe der Pioniere gebeugte Rücken und graue Bärte. Jugend hat Energie und
Begeisterung, aber es fehlt ihr, was allein das Alter geben kann - die
Erfahrung.
Das
alles war der leichtere Teil der Auswahl. Warum
aber Dom Maxim das Haupt immer wieder im Gebete neigte, das war das lebendige Bewusstsein,
dass die schwerste Aufgabe, die ihrer in der Neuen Welt wartete, nicht der Bau
einer Gottesstadt im gerodeten Urwald war, sondern der Aufbau des mystischen
Christus auf den Fundamenten des alten Adam, die Aufgabe, aus Männern, die in
Sünde geboren und in Sünde gelebt hatten Heilige zu formen.
Deshalb
gehörten der ursprünglichen Gruppe sieben Priester an. Brot und Wein mussten
verwandelt werden, um das Verlangen nach Gott zu stillen, und durch die Gnade
des Bußsakramentes mussten die Seelen mit Gottes Kraft gestärkt werden für den
Kampf mit den Mächten der Finsternis. Das letzte gab Dom Maxim am meisten zu
denken. Er wusste, was den Pionieren not tat, waren nicht so sehr Beichtväter,
die von der Sünde lossprachen, sondern Führer, die sie auf den umwölkten Berg Gottes
leiten konnten. Wie gut wusste er, dass dieser Aufstieg oft durch die
Dunkelheit führte, steile Felswände empor, um Felsblöcke herum, am Rande
schwindelnder Schluchten entlang, wo ein falscher Tritt den Tod bedeutete; da
gibt es todbringende Gletscherspalten, von täuschendem Schnee bedeckt, und
Nebenwege, die in die Irre führen, die auch die bedächtigsten Kletterer
verlocken.
Er
wollte Gethsemani seine geschicktesten Führer geben, denn für die Seelen dieser
Pioniere hatte Gott Fleisch angenommen, war der Gottmensch ins Grab gestiegen -
sie waren unendlich kostbar, und eines Tages würde Dom Maxim ihrem Schöpfer,
Erlöser und Heiligmacher Rechenschaft über sie ablegen müssen.
Er
musste ihnen Führer geben, die fähig waren, das Abbild Gottes zu gestalten, das
verborgen in jeder Menschenseele ruht, mit der ganzen Sicherheit und dem
Erfolg, mit dem ein Bildhauer die Statue aus dem unbehauenen Stein
herausarbeitet. Der Abt betete und überlegte immer wieder, ehe er seine Leute
ernannte. Aber am 23. Oktober 1848 war er sich klar darüber, dass er Mellerays
Bestes Amerika gegeben hatte.
(aus
Fr. M. Raymond, Die weißen Mönche von Kentucky, Freiburg 1956)
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