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Dienstag, 25. Dezember 2012

Erste Messe - in der Nacht

Die erste Messe, zu der uns die Kirche „in der Nacht" ruft, stellt eine eucharistische Weihnachtsmatutin oder „Vigil" dar. Wir sind in der finsteren Welt, aber wir wenden uns ab von ihr und eilen in unser
Familienheim, die festlich erleuchtete Kirche. Während wir da, gleich den Hirten auf Bethlehems Fluren, Vigil, „Nachtwache", halten, umflutet uns in wunderbarer Fülle das durch die festliche Beleuchtung der Kirche symbolisierte „wahre Licht, durch das Gott diese heiligste Nacht erhellt" (Gebet).
Das ist Christi Licht. In ewiger Zeugung strahlt es der Vater aus seinem göttlichen Schoße hervor (Eingang).

„Im Lichterglanz des Heiligtums zeuge ich dich aus meinem Schoße vor dem Morgenstern", singen wir, auf die bedeutungsvolle Ewigkeitssymbolik der Nacht hinweisend, im Graduale. Dieser Vers ist ursprünglich die Antiphon zu dem Psalm 109, den wir im 2. Vers des Graduale anstimmen. In dieser Nacht, „heute", sind auch wir Augenzeugen dieser ewigen Geburt des Lichtes aus dem Schoße des Vaters. Der Name dieses Lichtes heißt für uns „Gnade“. So sagt es uns der heilige Paulus in der Epistel:
„Es ist erschienen die Gnade Gottes, unseres Erlösers, allen Menschen. Sie macht, daß wir uns von der Bosheit und den Gelüsten der Welt abwenden und fromm in ihr leben, in Erwartung der seligen Hoffnung, der Wiederkunft der Herrlichkeit des großen Gottes, unseres Erlösers Jesus Christus." 

Wir werden alsbald in der Eucharistie die Erfüllung dieser seligen Hoffnung erleben, deren Erwartung uns alle beseelt. Das Evangelium wendet sich dem geschichtlichen Ereignis der Nacht zu. Als liebliches Kind wird das Licht uns geboren im einsamen Stall zu Bethlehem. Nur Maria und Joseph waren einst zugegen. Nun aber sind auch wir dabei - in Maria; denn sie stellt die Kirche dar, die uns vereint (Groß Sankt Marien). 

Die Geburt Christi im Stall und die gleichzeitige Lichterscheinung vor den Hirten wird für uns Tatsache im heiligen Opfer. „Frohlockend vor dem Angesichte des Herrn, der gekommen ist" (Opfergang) - das ist für uns der Altar -, bringen wir unsere Opfergaben, uns selber dar. Christus wird vor uns von neuem geboren, und wir in ihm als Kinder Gottes. Ein wundersamer Tausch! Er nimmt unsere Opfergaben an als seinen mystischen Leib und erfüllt diesen mit dem Licht seiner Gottheit (Sekret). So nehmen wir teil an seiner Geburt aus der jungfräulichen Kirche und aus dem Schoße des Vaters; denn zu einem jeden von uns spricht der Vater beim Opfermahl : „Im Glanze des Heiligtums zeuge ich dich vor dem Morgenstern" (Kommuniongesang).

(Abtei Maria Laach, Die betende Kirche, Berlin 1924)





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