Der
Prior ließ Antoninus los und
eilte zu Benezet. Besorgt beugte
er sich über ihn, richtete sich aber
sogleich wieder auf und sprach die kurze
Absolutionsformel. Noch
ehe er das Zeichen
des Kreuzes gemacht hatte, war P. Benezets dreitägiger
Todeskampf vorüber.
„Benedicite",
rief der Prior mit lauter Stimme. Als ein gedämpftes
„Dominus" von da und dort antwortete,
sprach er weiter. Seine Stimme klang klar und beherrscht,
als er sagte: „Gethsemani, das auf Erden noch nicht
gegründet Ist, hat soeben seinen ersten Vertreter
in den Himmel geschickt. Pater Benezet ist
tot."
Einigen
Brüdern entschlüpfte ein Stöhnen. „Wir wollen
Gott danken", fuhr der Prior fort, „für die
große Gnade, die er unserer jungen Gemeinschaft erwiesen hat. Nun wollen wir
für unseren geliebten Mitbruder beten. Das ist alles, was er von uns wünscht.
Das ist alles,
was er braucht ... ". Es war am Donnerstag, dem
9. November, nachmittags um 3 Uhr.
Eine
Stunde später fand im Steuerhaus eine seltsame Zusammenkunft statt. Kapitän
Thomas hielt die Hand des Trappisten-Superiors und sagte: „Nur wenige erfahrene
Seeleute würden das wagen, was Sie jetzt gewagt haben.
Eine Woge, die das Deck überspült, hätte Sie mitreißen können.
Das war tollkühn!"
„Ich
bin etwas tollkühn",
antwortete der Prior, noch atemlos von dem Kampf mit Wind und Regen auf dem
schwankenden Deck. „Ihr Maat teilte mir mit,
er habe Befehl, meinen verstorbenen Sohn sogleich zu beerdigen. Meine Mitbrüder
und ich wollten gern die Nachtwache bei ihm halten und ihn morgen nach
dem Ritus der Zisterzienser begraben."
Dem
Kapitän gefiel der offene Angriff, er
fühlte sich zu dem Manne hingezogen, den er so eifrig gemieden hatte.
Er bearbeitete seinen Schnurrbart und brummte:
„Niemand kann bei diesem Wetter sich an Deck aufhalten."
Dann wandte er sich wieder dem Priester zu und sagte: „Sie sollen in dieser
Nacht Ihre Wache haben. Aber sorgen Sie, dass morgen früh um 9 Uhr alles bereit
ist."
(aus
Fr. M. Raymond, Die weißen Mönche von Kentucky, Freiburg 1956)
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