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Freitag, 7. Dezember 2012

Das Meer ist ihr Kloster (1 von 14)

Wenn Missionare in ein Missionsgebiet ausgesandt worden sind, war es bereits ein erstes Abenteuer, den Seehafen zu erreichen, von wo aus die Überfahrt in den fremden Kontinent erfolgen sollte. Die dann beginnende Schifffahrt war in vergangenen Jahrhunderten ein Unternehmen auf Leben und Tod. Man wusste es nicht – man hoffte, bald als Missionar fremdes Land betreten zu können. Von einer solchen Überfahrt berichtet ein Trappistenpater. Er erzählt romanhaft die Geschichte der Gründung der Trappistenklöster in Nordamerika. Das zisterziensisch-monastische Leben sollte eingepflanzt werden in der „neuen Welt“. Es war ein missionarisches Unternehmen. Im folgenden Abschnitt erleben wir die Seefahrt der Mönche der Trappisten-Abtei Melleray im Westen Frankreichs. Von Le Havre aus geht es auf dem Segelschiff „Braunschweig“ zum Mündungsgebiet des Mississippi und St. Louis. Die Reise dauert von Ende Oktober bis Anfang Dezember des Jahres 1848.


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Gegen 6 Uhr früh fuhr der Zug in Le Havre ein. Der Prior warf einen Blick aus dem Fenster, um nach dem Wetter zu sehen, dann wandte er sich an P. Euthymius und sagte: „Frankreich versteht es, um seine scheidenden Söhne zu trauern. Was in Melleray ein ganz feiner Regen war, ist in Le Havre ein Landregen, und der wird sicher zur Sintflut, bevor wir absegeln. Sehen Sie nur, wie der Wind den Regen peitscht!"

Sehen Sie, was ich sehe?" fragte dagegen der ältere Priester und wies auf ein Schutzdach, unter dem der Ökonom P. Emmanuel stand und eifrig nach seinen Mitbrüdern aus-schaute.

Als P. Emmanuel über das unfreundliche Wetter klagte und meinte, sie hätten nun noch etwa anderthalb Meilen zum Hospice d'Ingouville zu gehen, lachte der Prior. Machen Sie sich deswegen keine Sorgen, Pater", so meinte er freundlich, „wir sind Regen gewöhnt. Aber sagen Sie, haben Sie alle Vorbereitungen für die Abreise getroffen?" Der Ökonom strahlte. „Ja, das habe ich. Die „Braunschweigfährt am Feste Allerheiligen ab. Ist das nicht ein gutes Vorzeichen?" „Ausgezeichnet. Aber es ist besser, wir gehen jetzt, sonst erkältet sich unsere schlecht ausgewählte Mannschaft."

(aus Fr. M. Raymond, Die weißen Mönche von Kentucky, Freiburg 1956)

1 Kommentar:

  1. Von Herzen alles Gute!
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    www.bloggerliste.blogspot.de

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