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Sonntag, 16. Dezember 2012

„mit hineingenommen“

Es gehört zum guten Ton des Betroffenheitskatholizismus, der sich offenbar keineswegs vom Gutmenschentum unterscheidet, dass bei einem katholischen Gottesdienst die neueste schreckliche Meldung der Mainstream-Medien nicht nur  „mit hineingenommen“ wird, sondern sogar zum Thema des 3. Advent- (Gaudete) Sonntags gemacht wird. So war dies, wen wundert’s, diesmal das „Massaker von Newtown“. Betroffenheit allenthalben, nicht wahr? 

Und ich frage mich,  worüber in früheren Zeiten die Menschen betroffen waren, was damals die Menschen gemacht, gedacht, bedauert haben und für wen sie Mitleid hatten und wofür sie angehalten wurden zu beten. Das versuche ich aus meiner Erinnerung von Erzählungen der Eltern und Großeltern hervorzukramen. Und da fallen mir ein, die Sorgen in der eigenen großen Familie, die Krankheiten bei den Nachbarn, die Schicksalsschläge, von denen man hörte beim Bäcker, im Krämerladen oder nach dem häufigen Kirchgang. Und am Nachmittag machte man sich auf, besuchte den kranken Nachbarn und half jenen, von denen man hörte, dass sie Not litten und Unterstützung brauchten. - Man stelle sich vor, ich hörte gar, dass es Menschen gegeben haben soll, die ihr eigenes Essen hergegeben haben an jemanden, der größeren Hunger litt. Das und noch viel mehr Liebesdienste soll es tatsächlich gegeben haben, in einer Welt in der auch wir leben? 
Beim Sorgen und beim Besorgen der Lebenesnotwendigkeiten blieb man nicht allein, sondern man packte an. Sogar für den Sterbenden nahm man sich Zeit, ohne zu fragen aus welcher Familie er kommt; und man nahm ihn auf oder man blieb bei ihm bis der Tod kam, - und darüber hinaus, sogar bis zum Begräbnis.

Gut, dass wir uns heute nicht mit so vielen äußerlichen Tätigkeiten herumplagen müssen wie die Altvordern. Nein wir können wirklich echt Mitleid haben mit denen, die uns die Medien vorstellen oder mit jenen, die uns von ihnen vorgeführt werden. – Heutzutage? Wo leben wir denn? Beim Nachbarn und in der Familie ist das doch alles nicht so schlimm, es gibt schließlich hierzulande überall professionelle Hilfe und außerdem sind wir hier in einem Sozialstaat und für alle Unwägbarkeiten des Lebens versichert.

So lasset uns, liebe Christinnen und Christen, also auch weiterhin vom Fernsehen vorschreiben, von welchem Leid und Elend wir ganz betroffen sein sollen.






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