Samstagmorgen
ging der Superior an Bord und war sehr
zufrieden
mit den Anordnungen, die der Ökonom getroffen hatte.
Früh
am Sonntagmorgen traf der Ökonom den Superior
am Haupteingang des Hospizes. Das Gesicht
des P. Eutropius war
wie aus Stein gemeißelt,
und die Augen blickten
finster, als er in den Regen hinaus
starrte.
„Die
Brüder Leo, Medardus und Jakobus sind heute früh
angekommen." „Gut!" „Wirklich?
Sie kamen aber ohne das Gepäck. Ich
muss sofort nach Paris fahren. Ich
werde das Gepäck herbeiholen, oder ...
" „Und was sollen wir
tun?" rief der
Ökonom dem Enteilenden nach.
„Beten!" antwortete der Superior
über die Schulter. An
der Tür wandte er sich
um. „Leben Sie heute hier nach
der Regel. Die Schwestern stellen
Ihnen die Kapelle für das Chorgebet zur Verfügung. Morgen
nehmen Sie einige mit und machen unsern Raum auf, dem
Schiff fertig. Erwarten Sie mich Dienstagmorgen. "
Am
Dienstagmorgen hielt P. Emmanuel
vergebens nach dem Superior Ausschau.
Es wäre wohl ein recht verdrießlicher
Tag geworden, wenn nicht
die 12 Tonnen Gepäck mit dem 10-Uhr-Zug gekommen
wären. Sie mussten sofort zum Hafen und auf Deck
befördert und dann im
Zwischendeck verstaut werden.
Sehr
früh am Mittwochmorgen stieg der Prior
in gehobener Stimmung aus dem Zuge und kam sichtlich befriedigt
zum Hospiz. Er hatte mehrere Freunde
in der Hauptstadt besucht und ihnen von
seiner
Aufgabe erzählt. Um 18 000 Francs reicher
kehrte er zurück.
„Aber dies hier", sagte er,
„ist von allen die kostbarste Gabe!" Damit stellte
er einen herrlichen Kelch mit Patene vor sich auf
den Tisch. „Der Pfarrer von St.
Thomas von Aquin gab ihn uns. Ich
will jetzt zelebrieren und das herrliche Geschenk zum
ersten Mal benutzen. Gemeinsam wollen
wir Gott danken für seine Gnade und ihn um Schutz für die Reise bitten.
Vergessen wir vor allem nicht,
seinen Segen auf unsere vielen Freunde und Wohltäter herabzuflehen."
Kurz
nach Mittag stand die Kommunität in Doppelreihen, wie es bald ihre Gewohnheit
geworden, zur Abreise bereit. Ihre Bündel
waren gut gefüllt mit den Geschenken der mütterlichen
Schwestern, die sich nun an der
Pforte zum letzten Lebewohl eingefunden hatten. In
herzlichen Worten dankte der Superior im Namen aller, und man hörte es seinen
Worten an, wie ernst er sie meinte. Er
wollte gerade das schmale Holzkreuz auf die Schultern nehmen,
als Bruder Hilarion keuchend an die Pforte kam und meldete,
Kapitän Thomas würde vor dem frühen Nachmittag
des folgenden Tages nicht fahren.
(aus
Fr. M. Raymond, Die weißen Mönche von Kentucky, Freiburg 1956)
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