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Samstag, 15. Dezember 2012

Das Meer ist ihr Kloster (9 von 14)

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Es wurde Tag und wieder Nacht, und noch immer zog sich das Sterben hin. Der Kranke hatte Recht behalten. Er musste noch viel leiden. Wenn auch die Schmerzen seine Züge prägten, seine Hände sich zusammenballten, der Jubel in seiner Stimme erlosch nicht, wenn er sprach. Der Kranke lag im Todeskampfe, aber er war sehr, sehr glücklich.
Am dritten Tage, als der Superior für einen Augenblick hinausgegangen war, um in der frischen Luft einen klaren Kopf zu bekommen, wurde ihm plötzlich klar, dass er mit den anderen kaum gesprochen hatte, seit der Todeskampf begonnen hatte.
Er rief sich ins Gedächtnis zurück, wie ihn gefröstelt hatte, als er den ersten Todesfall in Melleray erlebt hatte. Er musste versuchen, den Eindruck auf die Novizen zu mildern. Er kehrte zu seinen Mönchen zurück. Neben Bruder Isaac blieb er stehen. Als dieser von seinem Rosenkranz aufblickte, sagte der Prior: „Nehmen Sie es nicht so schwer, Bruder."
„Schwer?" flüsterte der Bruder kaum hörbar. „Ich fühle nur Neid, Vater. Ich bin fast so alt wie Benezet. Warum holt Gott mich nicht heim? Ich könnte Gethsemani vom Himmel aus weit besser bauen, als ich es je auf Erden vermag." P. Eutropius klopfte dem Bruder auf die Schulter und ging weiter.

Wenn alle so empfanden, dann war seine Sorge unbegründet. Als er
aber zu Antoninus kam, erkannte er wirklichen Schmerz in den Augen
des Jungen.
„Verlieren wir ihn wirklich, Vater?" fragte er. Verlieren?" protestierte der Prior. „Aber lieber Bruder, wir gewinnen ihn. Gerade weil er in den Himmel geht, hört er nicht auf, der Kommunität von Gethsemani anzugehören, wissen Sie. Er kann von da aus viel mehr für uns tun ... "
Der junge Bruder schüttelte den Kopf.
„Komm", sagte der Prior und fasste ihn bei der Hand. „Knie neben mir an seiner Koje nieder und höre, wie er betet."
Sie hatten kaum drei, vier Schritte getan, als einer der Mönche, die neben dem Kranken knieten, dem Superior aufgeregt winkte, „Beeilen Sie sich, Pater Prior, ich glaube, er stirbt."

(aus Fr. M. Raymond, Die weißen Mönche von Kentucky, Freiburg 1956)


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