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Montag, 17. Dezember 2012

O Mutter gut

„Nichts kommt dem Frühlingswinde gleich
Er ist so sanft, so mild und weich,”
So spricht man wohl und schlürft ihn ein
Und freut sich recht am Sonnenschein.
Und doch, ich weiß, was linder tut
Wie Maienwind und Wasserflut,
Was weicher noch denn Seidenband 
Es ist die liebe Mutterhand.

Flammt auf der helle Abendstern,
Wie hängt manch' Auge dran so gern
Und denkt wohl bei der Sterne Licht:
Nein hell`re Sonnen gibt es nicht.
Und doch, ich kenn' noch schöneren Glanz
Mit ewig klarem Sternenkranz.
Daraus ich immer Trost mir sang 
Es ist das liebe Mutteraug´.



Wohl schließen auf der Lebensbahn
Sich Blumen deinem Herzen an,
Sie duften schön, blühn blau und rot,
Doch morgen sind sie welk und tot.
Nur eine Blume bleibt getreu,
Die spendet steten Duft aufs neu,
Sie bleibt sich gleich in Lust und Schmerz:
Es ist das liebe Mutterherz.

O Mutterauge, Mutterhand,
Wer deinen Segen erst erkannt,
Geht auf des Lebens schwankem Steg
Doch immerfort den rechten Weg.
Und sank die Sonn', die Glück dir schien,
Dann flüchte zu der Mutter hin,
Bist nimmer arm, nie ganz allein,
Nennst eine Mutter du noch dein!

Von Johanna Ambrosius (1854 - 1939)


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