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Donnerstag, 20. Dezember 2012

Die O-Antiphonen

Als der tiefernste, wuchtige Widerhall der Jahrtausende vor Christus tönt durch die großen O-Antiphonen in den letzten sieben Tagen vor Weihnachten die Sehnsucht der ganzen Welt nach dem Heiland. Sie besingen und erflehen in feierlich getragenen Worten und Weisen sein Kommen als die Erfüllung und Vollendung aller bisherigen sinnbildlichen und vorbereitenden Gotteserscheinungen, insbesondere der Offenbarung Gottes in der gesamten Schöpfung (erste Antiphon),
dann jener, die nacheinander dem auserwählten Volke zuteil wurden im brennenden Dornbusch, in der Wolken- und Feuersäule, in der Gesetzgebung auf dem Sinai (zweite Antiphon),
in der gnadenvollen Auserwählung des Stammes Jesse (dritte Antiphon),
in der königlichen Macht und Herrlichkeit des Hauses David (vierte Antiphon).
Dann flehen sie um die Erfüllung der Gottesahnung, die im religiösen Sehnen der Heiden lebendig war: diese glaubten in der Sonne die Gottheit zu schauen; nun soll die wahre Gottessonne aufgehen in Christus (fünfte Antiphon).
Im Volk der Römer lebte als providentielle Trägerin einer Gottesoffenbarung die religiöse Idee eines göttlichen König- und Kaisertums, das alle Völker der Welt im Frieden Zusammenhalten müsse, und sie, die Römer, stellten sich in den Dienst dieser Idee. Nun wird sie verwirklicht und vollendet in Christus; er kommt als der König der Völker und als der Eckstein, der beide Bausteine der Offenbarung, Juden und Heiden, zu einer Einheit zusammenfaßt (sechste Antiphon).
Alle diese Gotteserscheinungen sind erfüllt und vereinigen sich in der einen bleibenden, die da heißt „Emmanuel", Gott mit uns (siebente Antiphon).

(Abtei Maria Laach, Die betende Kirche, Berlin 1924)




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